Großbritannien:Geschlossene Gesellschaft

London setzt auf Ausgrenzung.

Von Cathrin Kahlweit

Zu den wichtigsten Themen der Brexit-Kampagne zählte die Einwanderung. "Die Kontrolle zurückgewinnen", so lautete der Sieger-Slogan - und das sollte besonders für die Grenzen gelten. Die Brexiteers verkauften ihren Landsleuten die Lüge, es müsse jetzt schnell gehen, denn mit dem EU-Beitritt der Türkei stünden demnächst auch noch 76 Millionen Türken vor der Tür. Dass die Türkei weit davon entfernt ist, EU-Mitglied zu werden - wen scherte das schon.

Nun, vier Jahre später, hat die Brexit-Hardlinerin und Innenministerin Priti Patel das neue Einwanderungsgesetz vorgestellt, und all jene, die sich die Kontrolle zurückwünschen, jubeln. Das Modell lehnt sich an Australien an; Ungelernte, Hilfskräfte, Menschen ohne ausreichende Englischkenntnisse haben praktisch keine Chance mehr. Die bunt gemischte Einwanderungsgesellschaft ist am Ende, open Britain schließt die Türen.

Das ist der Trend der Zeit. Nationalstaaten streben nach Homogenität, schotten sich ab. Mit der Ideologie einer neuen Bevölkerungspolitik geht Fremdenfeindlichkeit einher. Das passt nicht zu Großbritannien. Und es passt nicht zu einer Wirtschaft im internationalen Wettbewerb, die auf Hilfskräfte in Industrie, Gesundheit, Service dringend angewiesen ist. Die Gegenbewegung wird kommen - wenn es zu spät ist.

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