Süddeutsche Zeitung

Großbritannien:Fehdehandschuh statt Deal

Premier Johnson will sich zu Recht nicht von der Brexit-Partei abhängig machen.

Von Alexander Mühlauer

Nigel Farage hat aufs falsche Pferd gesetzt. Der Chef der Brexit-Partei dachte, dass Boris Johnson einen Deal mit ihm schließen würde. Zusammen mit dem Premierminister wollte Farage einen Pakt schmieden, um bei der Wahl am 12. Dezember eine klare Pro-Brexit-Mehrheit im Unterhaus zu erreichen. Dafür sollten sich Tories und Brexit-Partei absprechen, welche Kandidaten sie in Wahlkreisen aufstellen, die bisher in Labour-Hand sind. Doch anstatt auf Farages Angebot einzugehen, warf ihm Johnson den Fehdehandschuh hin. Das ist zwar riskant, aber richtig.

Der Premier will die Mehrheit für seine Konservative Partei allein. Nur so glaubt er, seinen umstrittenen Brexit-Vertrag durch das Parlament bringen zu können. Ob das gelingt, ist völlig offen. Klar ist nur: Johnson will das Vereinigte Königreich aus der EU führen, aber nicht zu Farages Bedingungen. Der Premier will sich von der Brexit-Partei nicht abhängig machen. Er will sich nicht von Farage unter Druck setzen lassen.

Obwohl es für Johnson nun schwieriger wird, eine stabile Mehrheit für die Konservativen zu erlangen, ist seine Entscheidung zu begrüßen. Der Premier hat die Tories schon nach rechts gerückt; aber so groß ist deren Not nicht, als dass sie sich auch noch in die Arme Farages begeben müssten.

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Quelle:
SZ vom 15.11.2019
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