Großbritannien:Die offene Rechnung des Lord Michael Ashcroft

David Cameron

Der britische Premierminister David Cameron wird in einer Biografie seines ehemaligen Förderers Michael Ashcroft in zweifelhaftem Licht dargestellt.

(Foto: AP)
  • In einer von dem britischen Milliardär finanzierten Biografie von Premierminister David Cameron wird der in einem zweifelhaften Licht dargestellt.
  • Ashcroft will sich durch die Biografie möglicherweise an Cameron rächen.
  • Vor Camerons Wahl zum Premierminister unterstützte ihn Ashcroft mit Geld und hoffte im Gegenzug auf einen wichtigen Posten in dessen Kabinett.

Von Christian Zaschke, London

Keineswegs gehe es ihm darum, sich mit der von ihm finanzierten David-Cameron- Biografie am britischen Premierminister zu rächen, ließ Lord Michael Ashcroft gerade verlautbaren. Das hielt die Daily Mail nicht davon ab, die in dieser Woche von dem Blatt veröffentlichten Auszüge aus dem Buch mit der Schlagzeile "RACHE!" zu versehen. In diesen Auszügen wird Cameron nicht im besten Licht dargestellt.

Zu den vermeintlichen Enthüllungen gehört, dass er als Student gekifft und Musik der Gruppe Supertramp gehört habe. In seinem Haus sollen Gäste bei einer Party Kokain genommen haben. Auch halte Camerons Wahlkampfmanager in Wahrheit nichts von ihm. Und immer so weiter. Ashcroft hat Rechercheure beauftragt, solche Details im Leben des Premiers zu finden, und eine frühere Times-Journalistin dafür bezahlt, die Gerüchte und das Gerede mit ihm gemeinsam in Buchform zu bringen.

"Piggate" war in der Welt. Das war es, was Ashcroft wollte

Die größte Aufmerksamkeit wurde einer Passage zuteil, in der beschrieben wird, wie Cameron bei der Aufnahme in einen studentischen Klub seinen Penis in den Kopf eines toten Schweins gesteckt haben soll. In den sozialen Medien wurde diese Episode rasch als "Piggate" bekannt und zum Gegenstand allgemeiner Belustigung. Dass Studienfreunde des Premiers darauf hinwiesen, dieser sei nicht einmal Mitglied des fraglichen Klubs gewesen, fiel dabei kaum ins Gewicht. Die Geschichte war in der Welt. Und nur das war es, was Ashcroft wollte.

Der 69 Jahre alte Geschäftsmann hat ein Milliardenvermögen angehäuft und war lange Zeit einer der großzügigsten Parteispender der Konservativen. Unter dem damaligen Parteichef William Hague diente er von 1998 bis 2001 als Schatzmeister der Tories, später war er einige Jahre lang deren stellvertretender Generalsekretär. Hague sorgte dafür, dass Ashcroft im Jahr 2000 einen Adelstitel und einen Sitz im House of Lords erhielt. Das war umstritten, weil Ashcroft auch Staatsbürger von Belize ist, wo er seinen offiziellen Wohnsitz hatte, was ihm erlaubte, in Großbritannien kaum Steuern zu zahlen. Ashcroft versprach, er werde seinen Hauptwohnsitz umgehend ins Vereinigte Königreich verlegen, was er aber erst zehn Jahre später tat.

Vom Unterstützer zum Feind

Nachdem David Cameron 2005 Parteichef geworden war, unterstützte Ashcroft ihn nach Kräften dabei, Premier zu werden. Er stellte Geld zur Verfügung und baute ein Umfrageinstitut auf, das die Parteien bis heute mit Daten versorgt. Im Gegenzug für seine Unterstützung hoffte er 2010 auf einen Posten in Camerons Regierung. Dieser bot ihm allerdings nur einen rangniedrigen Job im Außenministerium an, was Ashcroft sehr erzürnte.

William Hague sagte einmal, Ashcroft sei ein guter Freund, aber auch ein Mann, den man wirklich nicht zum Feind haben wolle. Gut fünf Jahre sind vergangen, seit Michael Ashcroft sich übergangen fühlte. Nun bemerkt David Cameron, dass Hague mit seiner Einschätzung wohl nicht ganz falsch lag.

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