Großbritannien:Bush zu Staatsbesuch in London eingetroffen

Während der US-Präsident und seine Frau Laura am Flughafen Heathrow von Prinz Charles begrüßt wurden, liefen die Sicherheitsvorkehrungen bereits auf Hochtouren. 14 000 Polizisten sollen Bush schützen und die Demonstranten in Schach halten. 100 000 Kriegsgegner haben sich bereits zu einer Kundgebung am Donnerstag angekündigt.

"Die Protestbewegung wächst wie ein Schneeball", teilten die Organisatoren mit. Die Londoner Polizei Scotland Yard kam den Bush- Kritikern entgegen, indem sie ihnen erlaubte, die für Donnerstag geplante Demonstration durch das Regierungsviertel ziehen zu lassen.

Der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone, der Bush am Montag als "Bedrohung für das Leben auf diesem Planeten" bezeichnet hatte, kritisierte den Sicherheitsaufwand für den Besuch des US-Präsidenten. Jeder Londoner Haushalt zahle im Schnitt zwei Pfund Steuern für den Polizeieinsatz, sagte Livingstone. "Ich glaube, die meisten Londoner würden gerne vier Pfund dafür geben, wenn er nicht käme."

36 Prozent der Briten gegen Bush-Besuch

Jüngsten Umfragen zufolge wird Bushs Besuch von 36 Prozent der Briten abgelehnt, 43 Prozent heißen den US-Präsidenten nach einer Erhebung für die Dienstagsausgabe des Guardian willkommen. Die Zahl der Befragten, die den Irak-Krieg verurteilten, sank gegenüber einer Umfrage im September um 12 Prozentpunkte.

Prinz Charles bereitete den Empfang des US-Präsidenten und seiner Frau Laura Bush im Buckingham-Palast vor, wo das Paar während des Staatsbesuchs wohnen soll. Die ersten politischen Gespräche sind für Mittwoch geplant. Königin Elizabeth II. Will in ihrer Ansprache am Nachmittag die transatlantische Allianz Großbritanniens und der USA hervorheben. Presseberichten zufolge lehnte die Queen es ab, während des Besuchs die Sicherheitsvorkehrungen im Palast zu verschärfen.

Im Zentrum des Staatsbesuchs stehen Gespräche mit dem britischen Premierminister Tony Blair am Donnerstag. An diesem Tag sollen auch die Proteste mit einer Kundgebung im Regierungsviertel ihren Höhepunkt erreichen. Dabei soll symbolisch eine Bush-Figur aus Pappmaché gestürzt werden, in einer Parodie des Sturzes der Saddam-Hussein-Statue nach dem Fall Bagdads.

Bush will Anteilnahme wachrufen Mit einem Besuch bei den britischen Opfern der Terroranschläge vom 11. September in New York hofft Bush, die Anteilnahme wieder wachzurufen, die den USA damals aus Großbritannien entgegenschlug. Am Freitagabend wollen der US-Präsident und seine Frau die Rückreise nach Washington antreten.

Im Stahlstreit zwischen USA und EU, der bei dem Besuch ebenfalls zur Sprache kommen dürfte, rief der britische Schatzkanzler Gordon Brown am Dienstag beide Seiten zur Mäßigung auf.

Die EU hatte Sanktionen angedroht, falls die USA die Zölle auf Stahlimporte nicht aufheben sollten. "Wir müssen dieses Hin und Her vermeiden", sagte Brown am Dienstag dem Rundfunksender BBC. Sein US-Kollege John Snow versicherte bei einer Konferenz in London, die USA würdennicht zulassen, dass der Streit um die Zölle in einen Handelskrieg ausarte.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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