Großbritannien:Bittere Wahl

Das TV-Duell birgt für die Briten eine schonungslose Erkenntnis.

Von Alexander Mühlauer

Boris Johnson hat schon oft bewiesen, dass er es mit Fakten nicht so genau nimmt. Beim TV-Duell mit Jeremy Corbyn bekam er dafür die Quittung: Das Publikum lachte den Premierminister aus, als er versuchte, sich als wahrheitsliebend darzustellen. Seinem Herausforderer erging es nicht besser: Auf Corbyns Bekenntnis gegen Antisemitismus folgte Gelächter. Doch zum Lachen war das wahrlich nicht.

Die Fernsehdebatte führte den Briten ziemlich schonungslos vor Augen, wer am 12. Dezember zur Wahl steht. Da ist ein Premierminister, der nicht mehr zu bieten hat, als andauernd seinen Wahlkampfslogan zu wiederholen: Get Brexit done. Und da ist ein Labour-Chef, der nicht sagen will, ob er für oder gegen den EU-Austritt ist. Corbyn brachte Johnson zwar bei sozialen Themen in die Defensive, konnte das Duell aber nicht für sich entscheiden. Dem Premier gelang es wiederum nicht, Corbyns abstruse Verstaatlichungspläne bloßzustellen. Inhaltlich gab es nichts Neues, am Ende stand es unentschieden.

Mehr Erkenntnisgewinn als das Duell brachte ein Twitter-Manöver, das die Tories während der Debatte veranstalteten. Johnsons Team veränderte den Presse-Account der Partei so, dass er wie ein "Faktencheck" aussah. Der Premier offenbarte damit einmal mehr sein Verständnis von Wahrheit.

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