Süddeutsche Zeitung

Großbritannien:Assange bleibt in Haft

Nach der Ablehnung des Auslieferungsgesuchs der USA beantragte Julian Assange seine Freilassung gegen Kaution. Doch die Richterin will nicht ausschließen, dass der Wikileaks-Gründer Auflagen umgehen und sich absetzen könnte.

Von Cathrin Kahlweit, Wien

Der Wikileaks-Gründer und Whistleblower Julian Assange, der in Großbritannien in Auslieferungshaft sitzt, muss weiter im Gefängnis bleiben. Zwar hatte eine Bezirksrichterin am Montag geurteilt, dass Assange vorerst aus gesundheitlichen Gründen nicht an die USA überstellt wird, wo ein Verfahren wegen Geheimnisverrats, Gefährdung der nationalen Sicherheit und Verschwörung zum Einbrechen in staatliche Computer gehen ihn läuft. Er sei selbstmordgefährdet und würde in einem amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis im Zweifel noch depressiver, als er jetzt schon sei, so Richterin Vanessa Baraitser zu Wochenbeginn.

Mittwochmorgen entschied sie jedoch, der Forderung der amerikanischen Staatsanwältin zu folgen, die vor Gericht verlangt hatte, Assange nicht gegen Kaution auf freien Fuß zu setzen. Da die USA Berufung gegen ihr Urteil eingelegt hätten und es nicht unwahrscheinlich sei, dass Assange mögliche Auflagen umgehe und sich absetzen könnte, lehne sie den Kautionsantrag seiner Verteidigung ab. Assange, der wie schon am Montag der Verhandlung schweigend und scheinbar reglos zuhörte, verließ den Gerichtssaal unmittelbar nach dem Urteil.

Die Anklagevertreterin aus den USA, Claire Dobbin, hatte zuvor viel Zeit darauf verwendet, deutlich zu machen, wie unzuverlässig Assange sei. In den USA drohen ihm bis zu 175 Jahren Haft, weil er 2010 und 2011 mithilfe der ehemaligen Soldatin Chelsea Manning Hunderttausende Geheimdokumente veröffentlicht hatte, die unter anderem Informationen über Kriegseinsätze im Irak und in Afghanistan enthielten. Dobbin sagte, Assange habe sich schon einmal, 2012, durch Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London dem Auslieferungsverlangen Schwedens entzogen, wo damals ein Verfahren gegen ihn lief. Der heute 49-Jährige habe immer deutlich gemacht, dass er glaube, über dem Gesetz zu stehen; eine Flucht wäre wahrscheinlich.

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