Alexis Tsipras ernennt sein Kabinett
Zwei Tage nach seinem Wahlsieg hat der griechische Regierungschef Alexis Tsipras sein Kabinett ernannt. Er gab mit den Ökonomen Giannis Dragasakis, 68, und Yanis Varoufakis, 53, am Dienstag zwei scharfen Kritikern der Sparpolitik die Zuständigkeit für Finanzen.
Varoufakis werde als Finanzminister die Verhandlungen mit den Geldgebern führen, wie ein Regierungssprecher in Athen mitteilte. Dragasakis wird als stellvertretender Regierungschef die Aufsicht über den gesamten Bereich Finanzen und Wirtschaft haben und auch an den Verhandlungen mit den Geldgebern teilnehmen. Beide setzen sich vehement für das sofortige Ende der Sparpolitik ein.
Sie sehen einen Schuldenschnitt als einzige Lösung für den Abbau des 320 Milliarden Euro großen Schuldenbergs Griechenlands. Die Sparprogramme bezeichnete Varoufakis als "fiskalisches Waterboarding". ( Hier lesen Sie ein SZ-Interview mit Varoufakis aus dem Jahr 2011.)
Ihr Forum:Schuldenschnitt: Sollte Europa den Griechen entgegenkommen?
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat Dienstag sein Kabinett vorgestellt, darunter zwei scharfe Kritiker der bisherigen Sparpolitik. Sie fordern einen sofortigen Schuldenschnitt. Wie kann Europa darauf reagieren?
Technokrat als Außenminister
Außenminister wird ein Technokrat, der Politik-Professor der Universität Piräus, Nikos Kotzias. Damit wolle Regierungschef Tsipras signalisieren, dass er eine "ruhige" Linie in außenpolitischen Themen fahren wolle, erklärten Analysten in Athen.
Rechtspopulist Kammenos neuer griechischer Verteidigungsminister
Verteidigungsminister wird der Chef der Rechtspopulisten, Panos Kammenos. Die nationalkonservative Kleinpartei "Unabhängige Griechen" verhilft Tsipras zur Mehrheit.
Die Kabinettsliste wurde in Athen vom Tsipras-Vertrauten Nikos Pappas bekanntgegeben, der - vergleichbar mit einem Kanzleramtschef in Deutschland - das Ministerpräsidentenamt leitet.
Absolute Mehrheit nur um zwei Mandate verfehlt
Tsipras hatte mit einer gegen den Sparkurs ausgerichteten Kampagne die Parlamentswahl am Sonntag mit deutlichem Vorsprung gewonnen und die absolute Mehrheit nur um zwei Mandate verfehlt. Als Koalitionspartner holte er am Montag die "Unabhängigen Griechen" ins Boot, die 13 Abgeordnete stellen. Die Partei macht sich für eine harte Linie gegen illegale Einwanderung stark und fordert von Deutschland Reparationen für die Zeit der Besetzung im Zweiten Weltkrieg.