Griechische Ägaisinsel Kos:Mit Feuerlöschern gegen Flüchtlinge

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  • Hunderte Flüchtlinge kommen jeden Tag auf den griechischen Ägaisinseln an. Die Ferieninsel Kos ist von der Vielzahl der Hilfesuchenden zunehmend überfordert.
  • Am Dienstag kam es dort zu Unruhen unter 1500 Migranten. Die Polizei hatte Mühe, die Lage unter Kontrolle zu bringen.
  • Der Bürgermeister der Insel sandte einen dramatischen Hilferuf nach Athen.

Prügelei unter wartenden Flüchtlingen - Polizei überfordert

Die Behörden auf der griechischen Insel Kos sind von den ankommenden Flüchtlingen zunehmend überfordert. Hunderte Menschen erreichen täglich Kos und die anderen Inseln der östlichen Ägäis, die in der Nähe der türkischen Küste liegen. Die Flüchtlinge, viele aus Krisengebieten wie Afghanistan und Syrien, campieren zum Teil in den Parks und auf den Plätzen der Stadt Kos.

Bei dem Versuch, sie in ein Stadion zu verlegen, kam es zu Prügeleien unter den etwa 1500 Wartenden in einer langen Schlange. Die Polizei war nur mit einigen wenigen Beamten vor Ort und hatte große Mühe, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Sie versuchte zunächst, die Streitenden mit Schlagstöcken zu trennen. Als das nicht funktionierte, setzten sie schweres Löschgerät ein, um die Auseinandersetzung zu beenden. Viele Flüchtlinge flohen in Panik.

Bürgermeister warnt vor "Blutvergießen" auf Kos

Der Bürgermeister von Kos, Giorgos Kyritsis, befürchtet, auf der Insel könnte es zu einer Eskalation der Gewalt kommen, wenn nicht sofort Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ordnung getroffen werden. Dies schrieb der Bürgermeister an die Regierung in Athen.

Auf Kos seien demnach mehr als 7000 Migranten angekommen. Man könne mit dem Problem nicht mehr fertig werden. "Die Gefahr eines Blutvergießens ist real", warnte Kyritsis. Der Brief wurde am Dienstag in der griechischen Presse veröffentlicht.

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne), die am Montag zu einem zweitägigen Besuch nach Kos gereist war, kritisierte, dass es auf der Insel keine Versorgung für die Flüchtlinge gebe. "Es fehlt an allem", sagte Roth. "Das ist eine Verweigerung von Erster Hilfe für die Flüchtlinge." Die Menschen bräuchten dringend Essen, Kleidung, Unterkünfte und eine medizinische Versorgung. "Für die Flüchtlinge ist die Unterbringung auf Kos gerade die Hölle auf Erden", so Roth.

Roth appellierte an die Regierung in Athen, sich endlich um eine Versorgung der schutzsuchenden Menschen zu kümmern. "Die Tragik ist, dass zwei Krisen zusammenkommen", sagte die Grünen-Politikerin. Die griechische Regierung müsse aber trotz der Finanzkrise dringend handeln. Auch Europa müsse helfen.

"Wir wollen Papiere, wir wollen Essen"

Bevor es unter den Flüchtlingen auf Kos zu Krawallen kam, hatten Hunderte auf der wichtigsten Küstenstraße der beliebten Urlaubsinsel einen Sitzstreik veranstaltet und gefordert, rascher registriert zu werden. Dabei skandierten sie: "Wir wollen Papiere, wir wollen Essen."

Ähnliche Szenen spielten sich auch auf anderen Inseln der Ostägäis ab, unter anderem in Lesbos, wo die meisten der Neuankömmlinge in ihren Schlauchbooten landen. Viele Flüchtlinge geraten aber bereits zuvor in Seenot. Die griechische Küstenwache teilte am Dienstag mit, innerhalb von 24 Stunden seien 329 Migranten vor Lesbos und Kos gerettet worden.

© SZ.de/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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