Süddeutsche Zeitung

Griechenland:Streit über Schüsse

Nach Berichten über Schüsse auf Migranten an der türkischen Grenze haben 100 Abgeordnete des Europaparlaments die EU-Kommission aufgefordert, die Vorfälle gründlich zu untersuchen. Athen weist die Vorwürfe zurück.

Von Karoline Meta Beisel, München

Nach Berichten über Schüsse auf Migranten an der griechisch-türkischen Grenze haben 100 Abgeordnete des Europaparlaments die EU-Kommission in einem Brief aufgefordert, die Vorfälle gründlich zu untersuchen. "Wenn weder die griechische Regierung noch die EU-Kommission auf die Vorwürfe reagieren würden, wäre das ein Fall von Straflosigkeit", der in der EU nicht toleriert werden könne, schreiben die Abgeordneten der Sozialdemokraten, Liberalen und der Grünen in ihrem Brief. Zuvor hatte ein internationales Reporterteam einen Vorfall von Anfang März rekonstruiert, bei dem den Angaben zufolge griechische Grenzschützer auf Migranten geschossen haben sollen; ein Mensch sei ums Leben gekommen; sieben sollen verletzt worden sein. In Deutschland hatte zuerst der Spiegel berichtet. Die EU-Kommission teilt mit, man sei wegen der Berichte "sehr besorgt": übermäßige Gewalt sei nie akzeptabel, sagt ein Sprecher. "Wir erwarten, dass die griechischen Behörden den Vorfall untersuchen und die Kommission in engem Kontakt informieren". Auf Seiten der griechischen Behörden weist man die Anschuldigungen zurück: Den Einsatz von Schusswaffen habe die Regierung bereits im März abgestritten, sagte ein Sprecher der Regierung, es gebe nach wie vor keine Beweise dafür. In Athen verweist man auf eine Desinformationskampagne der Türkei: Es sei unbestritten, dass die türkische Regierung im März Migranten eingesetzt habe, um Griechenland öffentlichkeitswirksam unter Druck zu setzen.

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Quelle:
SZ vom 13.05.2020
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