Süddeutsche Zeitung

Griechenland:Mauern im Meer

Eine Barriere im Wasser ist eine teure und absurde Idee.

Von Christiane Schlötzer

Im Mittelalter hat man zur Feindabwehr Wassergräben um Burgmauern gezogen. Griechenland will nun eine Mauer auf dem Wasser bauen, um die Burg Europa vor mehr Flüchtlingen zu bewahren. Eine teure und absurde Idee. Eine wirkliche Abschreckung dürfte die knapp drei Kilometer lange, blinkende Barriere kaum sein, weil sie leicht zu umfahren ist. Griechenland kann aber auch nicht all seine vor der türkischen Küste gelegenen Inseln komplett einzäunen.

Die Ankündigung des Verteidigungsministers ist also erst einmal eine Show und kein ernsthafter Versuch, die existierenden Probleme auf den Ägäisinseln zu lösen. Die konservative griechische Regierung steht politisch unter Druck, denn auf den Inseln wächst die Wut der Bürger auf Athen. So hat Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bereits das Asylgesetz verschärft. Die Verfahren werden beschleunigt, mehr abgelehnte Migranten in die Türkei zurückgeschickt. Und Europa entsendet doppelt so viele Beamte wie bisher. Aber davon merken die Bürger zunächst wenig, deshalb verspricht der Minister ihnen die Mauer im Meer.

An den menschenunwürdigen Zuständen in den Insellagern ändert das nichts, sie bleiben ein Schandfleck für Europa. Dort wäre die halbe Million Euro, die der Versuch mit dem Zaun kosten soll, besser eingesetzt.

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Quelle:
SZ vom 31.01.2020
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