Griechenland:Europas Schandfleck

Die Bewältigung der Migration ist eine Aufgabe für alle in der EU.

Von Christiane Schlötzer

Für Europa ist das Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos eine Schande. Es ist deshalb richtig, wenn die griechische Regierung es schließen will. Moria ist zum Symbol geworden für die Ratlosigkeit der Athener Asylbürokratie. Resigniert nahm meist aber auch der Rest Europas das Elend zur Kenntnis, in dem Menschen dort hausen mussten. Gab es Tote, wie vergangene Woche, als ein Säugling an Dehydrierung starb, herrschte kurzes Entsetzen, bevor sich die Aufmerksamkeit wieder abwandte.

Wenn Athen nun nach Alternativen für Moria und die Elendsquartiere auf Chios und Samos sucht, dann sollte die EU das unterstützen. Die Bewältigung der Migration ist eine gesamteuropäische Aufgabe. Und die Hoffnung, Abschreckung allein werde die Zahl der Zuflucht Suchenden schon senken, dürfte müßig sein.

Denn 85 Prozent der Menschen, die derzeit auf den Inseln ankommen, sind nach Erkenntnissen des Flüchtlingshilfswerks UNHCR schutzbedürftig. Sie stammen aus Syrien, Afghanistan, dem Kongo - und sie werden sich kaum von der Flucht abhalten lassen. In Griechenland warten dann alle, auch die ohne Chance, etwa drei Jahre auf ihr erstes Asylinterview. Diese Zeit zu verkürzen wäre sinnvoller als, wie es Athen vorschlägt, jetzt neue - dann geschlossene - Lager auf den Inseln zu bauen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: