Griechenland:Athens Zentralbank: Es droht Schlimmes

Griechenlands Währungshüter warnen die EU und Tsipras vor einem Scheitern der Gespräche.

Von A. Mühlauer und C. Schlötzer, Brüssel/München

Der Chef der griechischen Notenbank, Yanis Stournaras, fürchtet eine "unkontrollierbare" Krise in seinem Land, sollte es nicht in letzter Minute noch zur Einigung zwischen Athen und den internationalen Kreditgebern kommen. Griechenland könnte "Schlimmes" erleben, heißt es in einem Bericht der Zentralbank für das Parlament in Athen.

Ein Fehlschlag der Verhandlungen, so warnt Stournaras, werde der Anfang eines "schmerzhaften Kurses" sein. Der beginne mit der Staatspleite und werde zum Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro "und höchstwahrscheinlich aus der EU führen". Der Appell des Notenbankchefs richtet sich einerseits an die Euro-Finanzminister, die an diesem Donnerstag noch einmal über Griechenland beraten werden. Die Mahnung zielt aber auch auf Premier Alexis Tsipras.

Das Verhältnis zwischen dem Notenbanker und Ex-Finanzminister und der Regierung gilt als gespannt. Üblicherweise stellt die Bank ihren Bericht zur Wirtschaftslage im Parlament vor. Stournaras zog es am Mittwoch vor, nach Frankfurt zu einer Sitzung der EZB zu reisen. Wie Tsipras hält auch der Notenbankchef eine Umstrukturierung des Schuldenberges für wichtig. Dies wird von den Geldgebern abgelehnt. Die übrigen Differenzen nennt Stournaras "klein". An Tsipras richtet sich die Botschaft, Strukturreformen anzupacken, auch bei den Renten. Letzteres ist umstritten. Am Mittwoch protestierten Tausende in Athen gegen Sparmaßnahmen. Unternehmer hingegen forderten Tsipras auf, alles zu tun, damit es nicht zu einem Bruch mit den Gläubigern komme. Der Bericht enthält Zahlen zum Kapitalabfluss von griechischen Banken: seit November 2014 waren es 30 Milliarden Euro. Zudem werden immer mehr Kredite nicht bedient. Die EZB beschloss am Mittwoch, die Obergrenze für Liquiditätshilfen der Athener Notenbank für die Institute des Landes auf 84 Milliarden Euro anzuheben. Stournaras rechnet damit, dass sich die wirtschaftliche Lage bessert, wenn es ein Abkommen gibt. Sollte dies auch beim EU-Gipfel am 25. Juni nicht zustande kommen, droht Griechenland von 30. Juni an Zahlungsunfähigkeit. EU-Währungskommissar Pierre Moscovici stellte daher am Mittwoch einen Sondergipfel in Aussicht.

Athens Parlamentspräsidentin Zoi Konstantopoulou verweigerte die Annahme des Berichts, da er nicht auf Papier, sondern als Datei übergeben wurde. Die Linkspolitikerin legte ihrerseits den Bericht einer Parlamentskommission vor, der feststellt, Griechenlands Schulden seien "illegal".

Tsipras sagte am Mittwoch nach einem Besuch von Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann, er wolle eine "ehrenvolle" Lösung im Schuldenstreit. Sollte dies jedoch nicht möglich sein, werde er sich den "katastrophalen Forderungen" der Gläubiger widersetzen. Faymann sagte: "Wir sind nicht an einem Grexit interessiert." Auch US-Finanzminister Jack Lew forderte Tsipras in einem Telefonat zu "ernsthaften" Anstrengungen auf.

Die Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve, Janet Yellen, warnte vor Störungen der globalen Finanzmärkte, sollte es nicht zu einer Einigung kommen.

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