Mecklenburg-VorpommernBestürzung nach mutmaßlich rassistischem Angriff auf Kinder

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Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagt, man dürfe nicht zulassen, dass Hass und Hetze die Gesellschaft vergifteten.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagt, man dürfe nicht zulassen, dass Hass und Hetze die Gesellschaft vergifteten. (Foto: Hannes P Albert/dpa)

In Grevesmühlen attackiert eine Gruppe junger Leute zwei Mädchen aus Ghana, eine Achtjährige und der Vater werden leicht verletzt. Ministerpräsidentin Schwesig und andere Politiker zeigen sich entsetzt.

In Mecklenburg-Vorpommern hat eine Gruppe junger Leute zwei Mädchen aus Ghana angegriffen, mutmaßlich aus rassistischen Motiven. Bei dem Vorfall in Grevesmühlen wurden ein achtjähriges Mädchen und sein Vater nach Polizeiangaben vom Samstag leicht verletzt. Beide wurden mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht.

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler waren das achtjährige Mädchen und seine zehn Jahre alte Schwester am Freitagabend gegen 19.30 Uhr aus einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen und Heranwachsenden heraus angegriffen worden. Dem jüngeren Mädchen sollen die Angreifer ins Gesicht getreten haben. Als die Eltern der Kinder hinzukamen, soll es nach Polizeiangaben auch mit diesen zu einer Auseinandersetzung gekommen sein.

Als die Polizei am Freitagabend eintraf, soll eine Person aus der Gruppe die Opfer beim Weggehen fremdenfeindlich beleidigt haben. Aus der Gruppe hätten sich bis zu acht Menschen an der Attacke beteiligt, schilderte die Polizei. Sie ermittelt wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung. Die Beamten suchen Zeugen des Vorfalls.

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel verurteilte die Attacke aufs Schärfste. „Man greift keine Menschen an, erst recht keine Kinder und schon gar nicht aus rassistischen Motiven“, sagte der SPD-Politiker. Für Rassismus sei in der Gesellschaft kein Platz. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) schrieb auf der Plattform X: „Das verletzte Mädchen ist 8 Jahre – so jung wie meine Tochter. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass & Hetze unsere Gesellschaft vergiften und Gewalt unsere Kinder bedroht.“

Linken-Politiker Noetzel fragt: „Was zur Hölle ist in unserem Bundesland los?“

Grevesmühlens Bürgermeister Lars Prahler sagte NDR 1 Radio MV, „diese rassistisch motivierte Tat macht mich einfach fassungslos. Das zeugt von bodenlosem Hass und enthemmter Unmenschlichkeit und lässt sich nicht entschuldigen.“ Es sei auch keine Entschuldigung, dass es sich um Jugendliche handele.

Der Landrat von Nordwestmecklenburg, Tino Schomann (CDU), sprach von einem nicht zu tolerierenden Grenzübertritt. „Verabscheuungswürdige Taten wie diese lassen mich sprachlos zurück.“ Im Landkreis sei kein Platz für Gewalt. „Taten wie diese sind eine Schande. Aus einer Gruppe heraus auf die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft loszugehen, ist an Feigheit kaum zu übertreffen!“ AfD-Landtagsfraktionschef Nikolaus Kramer erklärte, „diese brutale Hemmungslosigkeit gegenüber Kindern ist erschreckend und muss konsequent geahndet werden. Hier gibt es nichts zu entschuldigen oder zu bagatellisieren!“ Linken-Innenpolitiker Michael Noetzel sagte, „was zur Hölle ist in unserem Bundesland los? Der rassistische Angriff in Grevesmühlen ist an Niederträchtigkeit nicht zu überbieten.“ Angesichts einer derart grausamen und feigen Tat fehlten ihm die Worte. „Nicht nur in Grevesmühlen, auch in Schwerin, Rostock und anderen Orten des Landes fühlen sich rassistische und nazistische Täter offenbar zunehmend ermutigt und ermächtigt zuzuschlagen.“

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