Werkstatt Demokratie:Neue Grenzen für Europa

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(Foto: Daniel Hofer; Getty; SZ-Grafik; Illustration Jessy Asmus)

Um Binnen- und Außengrenzen wird in der EU gerade heftig gestritten. Dabei lässt sich die europäische Landkarte auch ganz anders zeichnen, wie diese vier Beispiele zeigen.

Von Hanna Eiden, Christian Endt und Julian Hosse

Es gibt verschiedene Vorstellungen davon, wie das Europa der Zukunft aussehen soll. Soll es einen großen Mega-Staat geben, die Vereinigten Staaten von Europa? Oder zerfällt die EU in einzelne Blöcke?

Wie auch immer die künftige Landkarte Europas aussehen wird, schon jetzt lassen sich ganz unterschiedliche Europakarten zeichen, mit Grenzverläufen, die mit denen der Nationalstaaten wenig zu tun haben. Diese vier Kartenbeispiele setzen andere Schwerpunkte für das, was Europa trennt - und verbindet:

Wie in Europa das Wasser fließt

Viel älter als die EU, älter sogar als das Imperium Romanum und alle anderen Staaten, die je auf dem Kontinent entstanden und verschwunden sind, ist die topografische Struktur Europas: Gebirge, Täler und Flüsse. Entlang der Wasserscheiden lässt sich Europa in fünf Regionen einteilen. Alle Flüsse innerhalb einer solchen Region fließen in dasselbe Meer: in Nord- oder Ostsee, ins Mittel- oder Schwarze Meer oder in den Atlantischen Ozean. Deutschland zerfällt in dieser Struktur in drei Teile: Die Donau fließt durch den Süden von Baden-Württemberg und Bayern und dann über mehrere Staaten hinweg ins Schwarze Meer, im Nordosten fließt das Wasser über die Oder in die Ostsee, im großen Rest der Republik folgen Niederschläge dem Lauf von Elbe und Rhein in die Nordsee.

Welche Sprachen Europa spricht

Anders als etwa die USA ist Europa auch durch etliche Sprachbarrieren geteilt. Seit Jahrzehnten wird versucht, diese Grenzen durch verpflichteten Fremdsprachunterricht zu überwinden. Als erste Fremdsprache wird fast überall in der EU Englisch gelehrt. Wirft man auf den Blick auf die zweite an Schulen unterrichtete Fremdsprache, entstehen allerdings neue Grenzen, wie Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat von 2016 zeigen: In Osteuropa steht meistens Deutsch oder Russisch auf dem Stundenplan, im Westen eher Französisch oder Spanisch.

Wo Europa wächst und schrumpft

Trotz der Debatte um Migrationpolitik ist in Europa demografisch relativ wenig in Bewegung. Offiziellen Daten von Eurostat aus dem Jahr 2016 zufolge, in die neben Geburten und Sterbefällen auch Migrationsströme einfließen, haben die meisten Regionen entweder ein leichtes Wachstum von weniger als einem Prozent pro Jahr - vor allem in der Mitte des Kontinents und auf Großbritannien. Oder einen ebenso geringfügigen Rückgang, etwa im Süden und tief im Osten. Am stärksten wachsen Irland und Südschweden.

Was Europa glaubt

In den meisten europäischen Regionen nimmt die Bedeutung der Kirchen und der Religionen ab. Aber jahrtausendealte Glaubenstraditionen haben eine tiefe Prägung in den Gesellschaften hinterlassen und sind nach wie vor von Bedeutung. Insgesamt überwiegt Eurostat-Daten von 2008 zufolge in Europa der Katholizismus, nur im Osten sind die orthodoxen, im Norden die protestantischen Religionsgemeinschaften dominierend.

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