Grafik der Woche:Biotope mit Altlasten

Ein Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz ist nur schwer zu löschen.

Von Joachim Käppner

Truppenübungsplätze dienen laut Verteidigungsministerium dazu, dass Soldaten "unter realistischen, einsatznahen Bedingungen trainieren können, ihre Aufgaben zu erfüllen und zu kämpfen". Nicht grundsätzlich finden diese Übungen im Gelände statt. Auf dem Übungsplatz Altmark etwa werden Gefechte digital simuliert. Die Historie der meisten dieser Plätze reicht weit in die deutsche Geschichte und ihre Schrecken zurück: In Altmark etwa trainierte die Artillerie der Wehrmacht für den "totalen Krieg"; anschließend wurde der Platz von der Sowjetarmee genutzt. Heuberg war bereits vor dem Ersten Weltkrieg Truppenübungsplatz, in der Nazizeit erst ein Konzentrationslager, dann schikanierte die Wehrmacht hier "Wehrunwürdige".

Die Zahl der Plätze ist heute weit geringer als während Kaiserzeit, NS-Zeit und des Kalten Krieges. Aktive Übungsplätze dürfen nicht betreten werden, selbst ehemalige Plätze sind teils noch mit Resten von Munition und Sprengstoff kontaminiert.

Bei einem Waldbrand wie zuletzt in Lübtheen, Mecklenburg-Vorpommern, macht das die Löscharbeiten so gefährlich. In diesem Bundesland gelten mehr als 28 000 Hektar auf ehemaligen Truppenübungsplätzen als verseucht, in Brandenburg sogar 350 000 Hektar. 2018 barg der Kampfmittelräumdienst allein in Brandenburg mehr als 300 Tonnen Altmunition. Zu den unerwarteten Nutzern der Truppenübungsplätze gehören wilde Tiere wie der Wolf. Auf den großen Gebieten, die kaum betreten werden und nicht in private Jagdgebiete aufgeteilt sind, finden sie ideale Rückzugsräume.

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