Gouverneurswahl in Kalifornien:Der Prinz von Bel Air

Frédéric Prinz von Anhalt - achter Ehemann von Zsa Zsa Gabor und Ex von Playmate Anna Nicole Smith - will Gouverneur von Kalifornien werden. Das weckt Erinnerungen an andere Bewerber.

Barbara Vorsamer

1966 gewann ein Schauspieler die kalifornischen Gouverneurswahlen, den die Presse zuvor den "Errol Flynn der B-Filme" nannte. Im Jahr 2003 wiederum belustigte die Bewerbung eines Actionfilm-Helden und Bodybuilders die Beobachter.

Prinz Frederic von Anhalt Gouverneur Wahl Kalifornien, AP

Buttons gibt es auch schon: Frédéric Prinz von Anhalt meint seine Bewerbung für das Amt des kalifornischen Gouverneurs offensichtlich ernst.

(Foto: Foto: AP)

Da überrascht es in Amerikas Sonnenstaat keinen, dass sich nun der Träger eines deutschen Adelstitels um das Amt bewirbt: Kein Geringerer als Frédéric Prinz von Anhalt, der achte offizielle Ehemann von Hollywood-Diva Zsa Zsa Gabor, hat seine Unterlagen bei den Behörden in Sacramento eingereicht. Er will mit dem Slogan "Bringt das gute Leben nach Kalifornien zurück" den Gouverneurspalast zu erobern.

Mit billigen Wahlversprechen kommt er seinen künftigen Bürgern nicht: "Ich drehe den Spieß um und sage die Wahrheit: Nichts funktioniert hier, Kalifornien hat kein Geld", sagt der Möchtegern-Politiker.

Er hat jedoch einige Ideen, um die klammen Kassen zu füllen. So will er eine "Sünden-Steuer" erheben auf Alkohol, Zigaretten, Marihuana sowie Prostitution. Mit empfindlichen Geldbußen soll "schlechtes Autofahren" bestraft werden.

Außerdem sollen die Kalifornier nur noch einheimische Produkte kaufen, um die Wirtschaft zu stärken - Ausnahme: kubanische Zigarren. Das Kuba-Embargo soll unter Präsident, äh Prinz Frederic nämlich fallen.

Bei solch gut durchdachten Vorschlägen schütteln viele nur den Kopf, doch Frederic von Anhalt hat große Vorbilder. Der amtierende Gouverneur Arnold Schwarzenegger habe bei seinem Amtsantritt 2003 auch nicht mehr politische Erfahrung gehabt als er heute, sagt er.

Tatsächlich erinnert das Rauschen im Blätterwald angesichts der adligen Bewerbung an die Kandidatur des "Terminator"-Darstellers, die damals ebenfalls von vielen als Witz gesehen wurde. Kaum eine Überschrift kam ohne ein Wortspiel wie "Kandidator", "Demokrator" und "Gouvernator" aus. Doch der Bodybuilder mit Wurzeln in der Steiermark bewies tatsächlich Geschick als Politiker, stellte sich erfolgreich zur Wiederwahl und tritt nun nur ab, da in Kalifornien die maximale Amtszeit beschränkt ist.

An sich ist der Staat, in dem auch die Traumfabrik Hollywood liegt, bekannt dafür, illustre Kandidaten anzuziehen. Gemeinsam mit "Arnie" bewarb sich 2003 die Internet-Unternehmerin Ariana Huffington um den Gouverneursposten, außerdem der Herausgeber des Erotik-Magazins Hustler Larry Flint und die Pornodarstellerin Mary Cary.

Mit Skandal-Potential in die Politik

Frédéric Prinz von Anhalt bringt mindestens so viel Skandalpotential mit. Schon allein: Er ist kein echter Prinz. Geboren wurde er unter dem Namen Hans Robert Lichtenberg, über Geburtsjahr und -ort gibt es widersprüchliche Angaben. Nachdem er als Saunabetreiber finanziell recht erfolgreich war, ließ er sich mit Mitte dreißig von Marie Auguste Prinzessin von Anhalt adoptieren. Einem Bericht der Rheinpfalz zufolge kostete ihn dieser Titel eine monatliche Rente von 2000 Mark für die betagte und verarmte Adlige. Seitdem nennt er sich "Prinz Frederic von Anhalt, Herzog zu Sachsen und Westphalen, Graf von Askanien".

Inzwischen adoptiert er selbst. Gegen Bares - die Yellow Press behauptet, mehrere Millionen seien geflossen - verschaffte er bereits mehreren Männern die Ehre, sich Prinz nennen zu dürfen. Beim europäischen Hochadel machte er sich damit endgültig unmöglich, auch weil einer seiner "Söhne" ein Bordell betreibt.

Werbung für Viagra

Doch der Hochadel ist eh nicht des Prinzen bevorzugte Gesellschaft. Lieber umgibt er sich mit Stars, Sternchen und Politikern. 1986 heiratete er die betagte Hollywood-Diva Zsa Zsa Gabor, die inzwischen die 90 überschritten hat und halbseitig gelähmt ist. Außerdem behauptet Frédéric von Anhalt, jahrelang der Geliebte von Playmate Anna Nicole Smith gewesen zu sein.

Und wenn er nicht damit in die Schlagzeilen kommt, verklagt er eben den Hersteller von Viagra, weil er angeblich von dem Potenzmittel abhängig gewesen sei. Die Klage hat er inzwischen wieder fallengelassen und wirbt auf seiner Website wieder für die häufige Verwendung der blauen Pille. Seine skandalöse Vergangenheit hält er nicht für ein Hindernis für seine politische Karriere: "Seht euch an, was Bill Clinton gemacht hat", sagt er. "Amerika gibt den Leuten Chancen."

Blinkende Herzen

Mit seiner Internetseite will der Neupolitiker auf Barack Obamas Spuren wandeln und im Netz um seine Wähler werben. Deswegen bloggt und twittert er fleißig: Da bedankt er sich beim Düsseldorfer Prinzenclub für eine karnevalistische Meldung, dort weist er auf neue Fotos seines Château Bel Air hin. Die blinkenden Herzchen und abenteuerlichen Formatierungen der Seite lassen die User jedoch erschaudern.

Auch auf Facebook gibt es bereits Fangruppen für "Prinz Frederic for Governor". Eine hat 36, die andere 75 Mitglieder. Das müssen noch mehr werden, will Frédéric tatsächlich die 10.000 Unterschriften zusammenbringen, die er braucht, um auf die Wahllisten zu kommen.

Das wäre der erste Schritt, um seinem Vorbild Ronald Reagan zu folgen. So hieß nämlich der Schauspieler mit dem Errol-Flynn-Touch, der 1966 zum Gouverneur gewählt wurde. Frédéric Prinz von Anhalt hat noch einen weiten Weg dahin.

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