Gotthard-Basistunnel:Schweizer feiern "Jahrhundertwerk"

Es ist der längste Eisenbahntunnel der Welt. Merkel nennt ihn bei der Eröffnung ein "Symbol für Europa".

Von Charlotte Theile, Erstfeld

In der Schweiz, genauer gesagt unter dem Gotthardmassiv, das den Kanton Tessin von der deutschen Schweiz trennt, ist am Mittwoch der längste Eisenbahntunnel der Welt eröffnet worden. Mit einer Länge von 57 Kilometern setzt der Gotthard-Basistunnel neue Maßstäbe im Personen- und Güterverkehr. Nun sollen 325 Züge täglich mit einer Geschwindigkeit von maximal 250 Kilometern pro Stunde hindurchfahren. Die Strecke Zürich - Mailand wird weniger als drei Stunden dauern. Das Bauwerk ist nicht nur der längste, sondern auch der tiefste Eisenbahntunnel der Welt: Er verläuft bis zu 2300 Metern unter der Erdoberfläche.

Der Schweizer Bundespräsident Johann Schneider-Ammann sprach bei der feierlichen Eröffnung an der Nordseite des Tunnels von einem "Jahrhundertwerk". Der erste Eisenbahntunnel durch den Gotthard wurde im Jahr 1882 eröffnet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, die genau wie Frankreichs Präsident François Hollande und Italiens Regierungschef Matteo Renzi am Nachmittag durch den Tunnel fuhr, sagte, der Gotthard sei "weitaus mehr" als nur ein industrielles Bauwerk. Er sei ein Symbol für die Zusammenkunft unterschiedlicher Kulturen in Europa. Mit Blick auf die deutsche Verkehrspolitik sagte Merkel, "das Herz sei nun geschaffen, die Aorta fehlt noch". Die wichtigste nördliche Zulaufstrecke für den Gotthard ist die Rheintalbahn. Deren Ausbau wolle Deutschland nun mit Nachdruck verfolgen, um seinen Beitrag zu einem besseren Güterverkehr in Europa zu leisten.

Karte

Der Gotthard-Basistunnel ist Teil der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat), die in den nächsten Jahren durch einen weiteren Tunnel im Süden ergänzt werden soll. Etwa zwölf Milliarden Franken hat der Gotthard-Basistunnel die Schweiz seit der ersten Sprengung 1999 gekostet, nur unwesentlich mehr als anfangs geplant. Im Laufe der Arbeiten wurde die Eröffnung sogar ein Jahr vorverlegt. Auch in Sachen demokratischer Teilhabe gilt der Gotthard als vorbildlich: 1992 votierten die Schweizer in einer Volksabstimmung für den Tunnel.

Als Erste durchquerten 1000 Schweizer Bürger, die aus 160 000 Interessenten ausgelost worden waren, den Tunnel. Um kurz vor Mittag kamen die Züge in Erstfeld, Kanton Uri, und Pollegio, Kanton Tessin, an. Danach wurde die Strecke für Staatschefs und Gäste geöffnet. Bis der neue Gotthardtunnel für den regulären Personenverkehr offen ist, wird es noch dauern. Die Strecke wird erst im Dezember in den Fahrplan der Schweizerischen Bundesbahnen aufgenommen.

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