Gordon Brown:Er will einfach nicht gehen

Schwach gestartet, stark nachgelassen: Premier Brown hat eine schlechte Bilanz. Doch ihn abzuschreiben wäre falsch.

Jannis Brühl

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Als Tony Blair und Gordon Brown in den neunziger Jahren die Strategie für New Labour planen, um die Herrschaft der konservativen Tories nach 18 Jahren zu beenden, lässt Brown dem sympathischeren Blair den Vortritt. Der wird nach Labours Sieg 1997 Premierminister, Brown wird Schatzmeister.Beide schwimmen auf einer Welle des Erfolges und werden 2001 wiedergewählt - mit einem furiosen Ergebnis. Sechs Jahre später wird der Gegenwind für Blair zu stark. Als im Irak nach der amerikanisch-britischen Invasion keine Massenvernichtungswaffen gefunden werden und auch kein Frieden Einzug hält, verkündet Blair, für keine dritte Amtszeit als Regierungschef zur Verfügung zu stehen. Brown wird von der Labour-Führung zu seinem Nachfolger gekürt ...Foto: AFP

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... und zieht im Juni 2007 mit Frau Sarah in den Regierungssitz in der Downing Street 10 ein. Er verspricht "Veränderung und Vertrauen". Doch noch während das Paar am ersten Amtstag vor dem Regierungssitz der Menge winkt, wird nur wenige Meter weiter protestiert.Foto: dpa

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Die Demonstranten finden klare Worte für die Art der Machtübergabe von Blair an Brown. In Großbritannien setzt der Premierminister den Termin für Parlamentswahlen fest. Doch Brown zögert - er regiert ohne ein eigenes Mandat der Bevölkerung weiter.Foto: Getty Images

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Im Mai 2008 zeichnet sich ab, dass die Ära uneingeschränkter Labour-Herrschaft unter Brown zu Ende geht. Die Partei verliert nicht nur bei den Kommunalwahlen in England und Wales dramatisch, sondern muss auch hinnehmen, dass der unkonventionelle Tory-Politiker Boris Johnson zum Bürgermeister von London gewählt wird. Nach seinem Sieg über Labour-Amtsinhaber Ken Livingstone lässt er sich von seinen Wählern an der Tower Bridge feiern.Foto: AP

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Vor dem Hintergrund der sich immer weiter zuspitzenden Finanzkrise bildet Gordon Brown im Oktober 2008 sein Kabinett um. Er holt Peter Mandelson, einen engen Vertrauten Tony Blairs an Bord - obwohl der unter Blair schon zweimal Minister gewesen war und beide Male wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten musste.Foto: Reuters

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Brown versucht, sich im Finanzchaos als Krisenmanager zu profilieren - und gewinnt tatsächlich wieder etwas Oberwasser. Er verkündet am 8. Oktober 2008 einen Bankenrettungsplan, der die Regierung 250 Milliarden Euro kostet.Foto: AP

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Auf dem G20-Gipfel Anfang April 2009 in London wird Brown als guter Gastgeber gefeiert und sonnt sich im Glanz der Staats- und Regierungschef der Industriestaaten, wie auf diesem Bild mit US-Präsident Barack Obama. Doch Unheil naht bereits in Form einer ...Foto: AP

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... Serie von Enthüllungen des Daily Telegraph, die in der Ausgabe vom 8. Mai 2009 beginnt. Abgeordnete des britischen Parlaments haben die großzügigen Spesenregelungen genutzt, um sich ihr Privatleben zu versüßen.Versicherungen, Wohnungsrenovierungen für Ehepartner, aber auch bizarre Investitionen wie ein schwimmendes Entenhaus für 1800 Euro haben die Volksvertreter mit Steuergeldern bezahlt. Ein Aufschrei geht durch die britische Öffentlichkeit.Foto: AFP

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Das erste Opfer des Skandals heißt Michael Martin - er muss als erster Parlamentspräsident in 300 Jahren zurücktreten. Er hatte sich mehrfach Versuchen widersetzt, das Spesensystem transparenter zu machen. Doch das ist erst der Anfang des Erdbebens, das die politische Landschaft Großbritanniens erschüttert.Foto: AFP

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Nach mehreren Abgeordneten und zwei Staatssekretären tritt am 2. Juni 2009 Innenministerin Jacqui Smith zurück. Sie hatte unter anderem zwei Pornos, die ihr Mann bei einem Bezahlsender bestellt hatte, auf ihre Spesenabrechnung gesetzt. Sie ist das erste Mitglied des Kabinetts von Gordon Brown, das im Zuge des Skandals ihr Amt aufgeben muss, aber bei weitem nicht das letzte.Foto: AP

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Nur einen Tag später, am 3. Juni, reicht Hazel Blears, Ministerin für Gemeinden und Lokalverwaltungen, ihren Rücktritt ein. Auch sie war in die Kritik geraten, nachdem bekannt geworden war, dass sie ihr Spesenkonto mit Möbeln, Fernsehern und Übernachtungen in Luxushotels bis zur Obergrenze ausgenutzt hatte.Foto: AP

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Am 4. Juni 2009 - dem Tag der Kommunalwahl in Großbritannien - legt Arbeitsminister James Purnell (links) sein Amt nieder. Auch er hatte auf Staatskosten eingekauft, unter anderem 3000 Kühlschrankmagnete.Nach seinem Ausscheiden fordert er als erstes hochrangiges Regierungsmitglied Gordon Brown zum Rücktritt auf. Anschließend soll es umgehend Neuwahlen geben, verlangt Purnell. Auch John Hutton (rechts) gerät wegen der Affäre unter Druck und ...Foto: AP

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...tritt am 5. Juni 2009 zurück. Gordon Browns Verteidigungsminister war seit 17 Jahren Abgeordneter im Unterhaus. Laut eigener Aussage will er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, doch es ist wahrscheinlich, dass sein Rücktritt auch andere Gründe hatte.Foto: AP

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Nur wenige Stunden nach Verteidigungsminister Hutton gibt auch Verkehrsminister Geoff Hoon auf. Wie vielen anderen britischen Politiker wird ihm im Verlauf des Skandals vorgeworfen, durch häufigen Wechsel seines Zweitwohnsitzes - sogenanntes flipping - die Spesenregelungen bis zum Äußersten auszureizen.Foto: AFP

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Es wird einsam um Gordon Brown: Die Rücktrittswelle lässt ihn mit einer Rumpfregierung zurück. Und auch die Wähler wenden sich weiter von ihm ab. Die Europawahl wie auch die Kommunalwahlen in Großbritannien werden für Labour eine Katastrophe.Der Regierungschef selbst denkt trotzdem nicht ans Aufgeben. Er gibt sich kämpferisch und bildet - wieder einmal - sein Kabinett um. Auf einer Pressekonferenz schließt er einen Rücktritt aus.Doch kann er, der mit dem Slogan "Veränderung und Vertrauen" das Amt des Premierministers von Tony Blair übernommen hatte, den Vertrauensverlust überstehen, den der Spendenskandal verursacht hat?Foto: AFP

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Anfang 2010 sprechen sich der frühere Verteidigungsminister Geoff Hoon und die Ex-Handelsministerin Patricia Hewitt für eine geheime Abstimmung der Labour-Abgeordneten über Browns Spitzenkandidatur aus. "Viele Kollegen haben ihren Ärger darüber geäußert, wie diese Frage unsere politische Arbeit behindert", schreiben sie. Doch sie finden nicht genug Unterstützer in der Partei. Brown setzt sich durch.Foto: dpa

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Spätestens im Juni 2010 hätten Unterhauswahlen stattfinden müssen - doch Anfang April beantragt Brown bei Queen Elizabeth II die Parlamentsauflösung. Die Königin (hier bei einem Treffen mit Brown 2009) stimmt zu. Die Wahlen werden deshalb schon am 6. Mai 2010 stattfinden.Foto: Getty Images

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Am 28. April kommt es im nordenglischen Rochdale zu einem folgenschweren Gespräch zwischen Brown und der Wählerin Gillian Duffy. Die Labour-Anhängerin stellt ihm Fragen zur Wirtschaft und zur Einwanderung.Danach beschwert sich Brown bei einem Mitarbeiter: "Sie war so eine bigotte Frau." Sein Pech: Das Mikrofon vom vorherigen TV-Interview ist noch an, sein Satz wird aufgezeichnet.Brown ärgert Duffys Äußerung über "alle diese Osteuropäer, die hereinkommen - woher schwärmen die alle ein?""Bigoted" bedeutet im Englischen so viel wie intolerant oder engstirnig. Brown wird vorgeworfen, die Frau beleidigt zu haben. Er entschuldigt sich später bei ihr.Foto: Reuters

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Bei den drei TV-Duellen mit seinen Herausforderern David Cameron von den Tories und Nick Clegg von den Liberaldemokraten konnte Gordon Brown nicht punkten. Immerhin schaffte er es hin und wieder, zu lächeln - ein Gesichtsausdruck, den seine Anhänger gern öfter bei ihm sehen würden.Foto: AP(sueddeutsche.de/dpa/jab/gal/mcs)

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