Gorch Fock: Michael Brühn:Der alte, neue Kommandant

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Michael Brühn war bereits Kapitän auf der "Gorch Fock". Nach den "Meuterei"-Vorwürfen und der Suspendierung von Kapitän Schatz kehrt er auf das Segelschulschiff zurück - und führt eine verbitterte Crew nach Hause.

Joachim Käppner

Nein, dieser Wunsch ist nicht in Erfüllung gegangen. "Ich hoffe, dass wir uns dienstlich nie wiedersehen", sagte Michael Brühn, als er 2006 das Kommando der Gorch Fock an Norbert Schatz übergab. Brühn verließ das Segelschulschiff damals, um in Rostock sein neues Amt als Beauftragter für das Havariewesen der Marine anzutreten. Havariert ist die Gorch Fock zwar nur im übertragenen Sinne. Aber das genügte für traurige Anlässe, wieder dienstlich miteinander zu tun zu haben - etwa nach dem Unfalltod zweier Offiziersanwärterinnen 2008 und 2010, der letztlich die vorgebliche "Meuterei" auf der "weißen Königin" (so der Kosename vieler Veteranen für das Schiff) auslöste. Nun ist der 1955 geborene Brühn wieder, was er vor Schatz war: deren Kapitän.

Der neue Kommandant des Segelschulschiffes Gorch Fock: Fregattenkapitän Michael Brühn. (Foto: dpa)

Die Caine war ihr Schicksal heißt ein Spielfilm aus dem Jahr 1954; Humphrey Bogart spielt darin den autoritären und zugleich überforderten Kapitän eines US-Kriegsschiffes, gegen den die Offiziere schließlich aufbegehren. Zum Schicksal ist die Gorch Fock auch Norbert Schatz geworden, den Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach den Vorwürfen wegen angeblicher Schikanen und Sicherheitsmängel an Bord suspendierte - offenbar ohne dem Geschassten Gelegenheit zu geben, seine Version vorzutragen. Wie Schatz ist Brühn ein alter Fahrensmann auf dem Schiff; wie Schatz spielt auch ihm das Schicksal nicht freundlich mit.

Kaum war er, bei seiner zweiten Mission als Kapitän, auf dem Schiff, da zeigte die Bild-Zeitung schon unerfreuliche Fotos aus dem Jahr 2004. Auf denen tut Brühn zwar nichts Verwerfliches, er fährt Wasserski. Aber das genügt in der aufgeheizten Atmosphäre für Vorwürfe, die ans Bizarre grenzen - etwa, dass der Kapitän für seinen Freizeitspaß Menschenleben gefährdet habe: Damit er von Bord gehen konnte, mussten die Segel eingezogen werden, und dabei hätte ja jemand aus den Wanten stürzen können. Nach dieser Logik dürfte es freilich gar keine Segelschiffe geben. Wie Vertrauensleute berichten, war das Skivergnügen aber kein Privileg von Brühn: Das durfte in Ruhezeiten jeder von der Besatzung mal, heißt es, denn auch auf der Gorch Fock werde ja nicht sieben Tage rund um die Uhr gearbeitet.

Eigentlich hat die Marine den rechten Mann ausgesucht für die Nachfolge von Schatz, der jetzt womöglich wegen der Umstände seiner Suspendierung prozessieren will. Brühn gilt, wie einer der Gorch-Fock-Veteranen sagt, die ihn gut kennen, als umgänglicher, ja als netter Mensch; als einer, der einen kameradschaftlichen Ton pflege. Den schönen Segler, der jetzt eher wie ein von düsteren Umtrieben beherrschtes Geisterschiff wirkt, kennt er wie kaum ein anderer. Brühn, der seine Karriere eigentlich bei den U-Booten machte, kam 1975 als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr und war Kadett auf der Gorch Fock, 1983 kehrte er als Segeloffizier zurück, 1993 erneut, diesmal als Erster Offizier. 2001 bis 2006 war er dann Kommandant. Das sind keine schlechten Voraussetzungen, um auf der langen Rückreise nach Deutschland eine Stammcrew zu motivieren, die über das Schicksal von Schatz tief verbittert ist.

© SZ vom 31.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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