"Gorch Fock":Friedhof oder neue Zukunft

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Verteidigungsministerin Von der Leyen will "möglichst schnell" testen lassen, ob das zu sanierende Segelschulschiff überhaupt noch schwimmt.

Von Mike Szymanski, Berlin

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will den nächsten Sanierungsschritt bei der Gorch Fock abwarten, bevor sie über die Zukunft des Segelschulschiffs entscheidet. Wie aus Kreisen des Verteidigungsausschusses am Mittwoch bestätigt wurde, soll die Gorch Fock offenbar "schnellstmöglich" zu Wasser gelassen werden. Nach gut drei Jahren im Trockendock einer Bremerhavener Werft sind die Stahlarbeiten am Rumpf so weit fortgeschritten, dass sich nun zeigen müsse, ob das Schiff schwimmt. Der FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zufolge kann erst danach beurteilt werden, ob es sich lohnt, die Sanierung der Gorch Fock abzuschließen. Dieser Zwischenschritt sei auch dann erforderlich, wenn man das Schiff verschrotten wolle, denn dazu müsste es in einen anderen, fürs Abwracken zugelassenen Betrieb geschleppt werden. Die Abgeordnete sagte der Süddeutschen Zeitung: "Die Gorch Fock schwimmt entweder auf den Friedhof oder in eine neue Zukunft."

Das Ministerium steht unter extremem Handlungsdruck. Die Kosten für die Sanierung sind von anfangs zehn Millionen Euro auf mittlerweile 135 Millionen angestiegen. Ein Korruptionsverdacht hat zudem das Vertrauen in den Generalunternehmer, eine Werft in Elsfleth, erschüttert. Am Mittwoch wurden Aufsichtsrat und Vorstand der Werft mit sofortiger Wirkung abberufen, wegen des Anfangsverdachts, erhebliche Pflichtverletzungen begangen zu haben. In die Sanierung sind bereits 70 Millionen Euro geflossen. Zusammen mit bereits in Auftrag gegebenen Arbeiten würde es zusätzliche zehn Millionen Euro kosten, die Gorch Fock zu Wasser lassen zu können. Der Linken-Politiker Matthias Höhn möchte die Sanierung stoppen. "Frau von der Leyen will zum dritten Mal mit dem Kopf durch die Wand und trifft in Sachen Gorch Fock zum dritten Mal eine teure Fehlentscheidung." Die Kosten von 135 Millionen Euro gelten als Obergrenze. Weil in Bremerhaven nach allen bisherigen Arbeiten faktisch ein Neubau im Dock liegt, spricht sich aber auch die SPD dafür aus, die Sanierung fortzusetzen. Deren Marine-Expertin Siemtje Möller versicherte, am Erhalt des Segelschulschiffs festzuhalten, sei der "gangbarste Weg".

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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