Golanhöhen:Assad-Armee brüstet sich mit Zerstörung von israelischem Fahrzeug

Schusswechsel an der syrisch-israelischen Grenze: Auf den Golanhöhen ist es zu einem neuen Zwischenfall gekommen, bei dem laut syrischem Militär ein israelisches Armeefahrzeug getroffen wurde - die israelische Armee dementiert dies jedoch. Im Libanon fordert der Syrien-Konflikt unterdessen mehrere Opfer.

An der syrisch-israelischen Grenze ist es erneut zu einem Schusswechsel gekommen: Die syrische Armee zerstörte nach eigenen Angaben in der Nacht zum Dienstag ein israelisches Militärfahrzeug auf den Golan-Höhen, die israelische Armee dementierte das jedoch.

Das israelische Fahrzeug habe die Waffenstillstandslinie überquert und sei auf den Ort Bir-Adscham im syrischen Teil der Golan-Höhen zugefahren, erklärte der syrische Generalstab am Dienstag. Die Streitkräfte hätten das Fahrzeug "mit allem, was es transportierte", zerstört. In Bir-Adscham halten sich bewaffnete oppositionelle Gruppen auf.

Die israelische Armee sprach dagegen nur von einem Angriff auf eine israelische Patrouille auf den Golan-Höhen, woraufhin die Soldaten das Feuer erwidert hätten. Das Fahrzeug der Patrouille sei bei dem Vorfall "leicht beschädigt" worden, schrieb ein Militärsprecher im Internetdienst Twitter. Es sei weder ein Fahrzeug "zerstört" noch sei "irgendjemand getötet" worden. Beim Zurückfeuern hätten die Israelis die Quelle der Schüsse auf syrischer Seite getroffen, erklärte die israelische Armee auf ihrer Internetseite.

Erst vor knapp einer Woche waren mehrere in Syrien abgefeuerte Raketen im nördlichen Bereich der von Israel besetzten Golanhöhen eingeschlagen. In diesem Fall hatte Israel nicht zurückgeschossen, da davon ausgegangen wurde, dass die Geschosse bei den innersyrischen Kämpfen nur versehentlich über die Grenze geflogen waren. Israel hat aber bereits mehrmals Feuer aus Syrien beantwortet.

Drohungen aus Damaskus

Vor wenigen Tagen hatte eine militante Palästinenser-Gruppe in der syrischen Hauptstadt Damaskus angekündigt, die von Israel besetzten Golanhöhen zurückerobern zu wollen. Zu diesem Zweck würden derzeit Kampfbrigaden zusammengestellt, erklärte die Volksfront für die Befreiung Palästinas-Generalkommando. Alle Syrer seien als Freiwillige willkommen.

Präsident Baschar al-Assad und zuvor sein 30 Jahre regierender Vater hatten trotz eines offiziell bestehenden Kriegszustandes mit Israel die Grenze in Ruhe gelassen. Nach den jüngsten israelischen Angriffen auf mutmaßliche Waffentransporte in Syrien hat Assad den Ton jedoch geändert. In staatlichen Medien wurde er mit den Worten zitiert, er werde den Golan in eine "Widerstandsfront" verwandeln und Kämpfern von diesem Gebiet aus Angriffe auf Israel gestatten.

Konflikt fordert auch Opfer im Libanon

Der Bürgerkrieg in Syrien greift auch auf das Nachbarland Libanon über. Am Dienstag wurden acht Menschen verletzt, als im grenznahen Bezirk Akkar acht Granaten einschlugen, die von Syrien aus abgefeuert worden waren. Unter den Verletzten seien mehrere syrische Flüchtlinge, berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. Am Vortag war in der nördlichen Stadt Tripoli bereits ein Soldat getötet worden, als die Armee versucht hatte, Gefechte zwischen libanesischen Gegnern und Anhängern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu beenden.

Bewaffnete Libanesen sind auch in Syrien präsent. In den vergangenen Tagen waren Kämpfer der mit Assad verbündeten Schiiten-Miliz Hisbollah von Rebellen in der syrischen Kleinstadt Al-Kusair getötet worden. Kleinere Gruppen sunnitischer Kämpfer kämpfen auf Seite der syrischen Rebellen.

Gericht verordnet Auspeitschungen

In der von Rebellen kontrollierten Ortschaft Sarakib verurteilte unterdessen ein selbsternanntes Gericht zwei Männer zu Auspeitschungen: Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter berichtete am Dienstag, die Auspeitschung habe am vergangenen Samstag auf einem öffentlichen Platz stattgefunden.

Das "Vergehen" der Ausgepeitschten: Der Vater soll dem anderen Mann erlaubt haben, seine Tochter zu heiraten, obwohl seit deren Scheidung noch keine drei Monate vergangenen waren. Der Islam sieht vor, dass ein Paar, nachdem die Scheidung ausgesprochen ist, noch drei Monate unter einem Dach lebt. So soll eine mögliche Versöhnung begünstigt - und ausgeschlossen werden, dass eine Frau erneut heiratet, während sie womöglich ein Kind aus der ersten Ehe erwartet. Solche Körperstrafen, wie sie etwa in Saudi-Arabien vollzogen werden, hat es in Syrien bisher nicht gegeben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: