Glyphosat:Tausche Gift gegen Vielfalt

Die Bauern zu mehr Artenschutz zu zwingen, wäre ein Anfang.

Von Michael Bauchmüller

Keiner hat ahnen können, dass Pestizide mal helfen würden, den Weg zurück zur Natur zu bahnen. Genau das geschähe, sollte sich das Umweltbundesamt durchsetzen. Es will neue Pestizid-Zulassungen daran knüpfen, dass mehr Flächen ohne Glyphosat und Co. bewirtschaftet werden. Dann entstehen wieder Brachen, in denen Vögel nisten und Insekten surren. Gift nur noch gegen Artenschutz: Was für ein ironischer Tausch.

Der Streit um Glyphosat wurde mit Studien von allen Seiten ausgefochten, doch in Wahrheit ging es nie um Wissenschaft allein und eigentlich noch nicht einmal nur um Glyphosat. Im Kern stand und steht die Frage nach den Grenzen intensiver Landwirtschaft. Wie viel Natur, Landschaft und Artenvielfalt darf eine Gesellschaft opfern für das, was der Landwirt schlicht "Ertrag" nennt? Denn wenn Recht, Technik und Agrarchemie stimmen, lässt sich jeder Ertrag noch irgendwie steigern. Bis irgendwann ganze Ökosysteme zusammenbrechen - und sei es, weil es keine Bestäuber mehr gibt.

Das macht den Vorstoß der Umweltbehörde interessant. Ein völliges Verbot von Pestiziden wird es so bald nicht geben, unbedenkliche Alternativen fehlen. Deren Benutzer aber zu mehr Artenschutz zu zwingen, wäre ein Anfang. Es schmälert Erträge, ja. Aber die sind schon jetzt zu teuer erkauft.

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