Glosse:Das Streiflicht

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Das Selbstgespräch ist wieder in Mode gekommen. Wer darüber lächelt, begreift nicht, mit wem man dabei ins Plaudern kommen kann.

(SZ) Die Humoristin Cordula Stratmann hat ein Buch geschrieben, in welchem sie Anleitungen zum guten Leben geben will. Darin steht sie in der Tradition des Aurelius Augustinus, dessen Arbeiten zur Weltverbesserung bereits vor Generationen in den Rang des Klassikers gerückt sind. Inwiefern Augustinus seinen Zeitgenossen als Humorist gegolten haben könnte, wissen nur eingeweihte Augustiner. Aber er zählte mit seinen Übungen zur Streckung von Geist und Seele zweifelsfrei zu den eindrucksvollen Fachkräften auf dem Gebiet der metaphysischen Heilkunde. Eines seiner berühmtesten Werke trägt den Titel „Selbstgespräche“, und wer wird sich da nicht in der Vorstellung verlieren, dass Gespräche mit dem Selbst eine Tiefe erreichen können, bei dem sogar eingeübten Denksportlern der Sauerstoff ausgeht? Cordula Stratmann hat in ihrem Buch geschrieben, und auf diese hübsche Formulierung wurde sie kürzlich auch von der Katholischen Nachrichtenagentur angesprochen, das Selbstgespräch sei „ein verbaler Klaps auf den eignen Po“. Von Augustinus sind zahllose Merksätze überliefert, die assoziative Anbindung von Selbstgespräch und Po ist dort bislang nicht nachweisbar.

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