(SZ) Es gibt Anzeichen dafür, dass sie jetzt zurückschlagen. Nein, nicht die Iraner, die Trumpisten, Israel oder der Gauner im Kreml sind gemeint. Die schlagen ohnehin unablässig um sich, vorwärts und zurück. Es sind die Tiere. Die Tiere schlagen jetzt zurück. Sie haben die Schnauzen und Schnäbel voll von den Menschen, die sich überall ausbreiten, auf bügelbrettartigen Dingern über Seen paddeln und die Wälder mit E-Bikes unsicher machen. Hinweise deuten auf eine konzertierte Aktion unter Tieren hin, was lastenfahrradfahrende Menschen möglicherweise eine Verschwörungserzählung nennen. (Der Kulturstaatsminister sollte sich mal darum kümmern, dass das unschuldige Wort „Erzählung“ von Sprachbetroffenen diskriminiert wird, weil es dauernd mit Verschwörungen verknüpft wird.) In einem See in Mittelfranken hat ein Wels fünf Badende gebissen. Ein Wels ist ein großer Fisch, dessen Gesichtsausdruck ein wenig an den US-Außenminister Rubio erinnert. Mittelfranken wiederum ist eine Art ansehnliches Niemandsland in Bayern, aus dem auch der gegenwärtige bayerische Ministerpräsident stammt.
Der 90-Kilo-Wels wurde von einem Polizisten erschossen. In Bayern macht man das jetzt so: Fische werden erschossen, linksradikale Gewalttäter werden mit der Angel gefangen, Rechtsextreme werden von Förstern beobachtet. Auffällig ist, dass sich am Starnberger See nicht erst seit der Welserschießung an jedem frühen Abend Kanadagänse zusammenrotten, die dann wie auf Kommando an einer Badewiese an Land gehen. Unter dem Vorwand, dort nur Gras zu fressen, verteilen sie ihre Exkremente großflächig und gezielt. Sie wollen die Menschen von den Wiesen vertreiben (im Falle der dort kanadagansmäßig einfallenden Münchner ist das sogar für Nichttiere verständlich). Die Welse im Wasser, die Gänse am Strand – das ist ein Muster. Denkt man dann noch an die gegen Balkon und Fenster fliegenden Junikäfer sowie die allergieauslösenden Raupen des Eichenprozessionsspinners, hat man ein veritables Konfliktszenario. Darum sollten sich mal Lanz, Masala und Pistorius kümmern.
Natürlich hat auch dieser Konflikt historische Ursachen. Schon 2001 fraß ein Wels im Volksgarten-Weiher von Mönchengladbach angeblich einen Dackel. Beweise dafür gab es keine, aber zwei Jahre später wurde in dem Weiher ein Wels gefangen, den man als mutmaßlichen „Killerwels“ im Museum ausstellte. Wahrscheinlich gibt es in Mönchengladbach sonst wenig Museumswürdiges. Noch ehrwürdiger ist Emil, der Kaiman. 1967 entwischte einem Kaiman-Halter am Karlsfelder Baggersee sein Kaiman Emil. Er fraß zwar niemanden, blieb aber im See verschwunden. Es könnte sein, dass Emil aus der Tiefe des Baggersees an der Münchner Peripherie die asymmetrische Kriegsführung von Welsen, Gänsen und Raupen koordiniert. Es heißt, Söder wolle den See bombardieren lassen.