GlosseDas Streiflicht

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Sind Gesundheitsminister aus besonderem Holz geschnitzt oder kommt es einem nur so vor? Zwei von ihnen könnten die Frage vielleicht beantworten.

(SZ) Immer wenn der amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. in den Medien auftaucht, weiß man: Jetzt kommt etwas besonders Verrücktes. Entweder er erzählt wieder von dem Wurm, der in seinem Kopf gewohnt hat, um dort Teile seines Gehirns aufzuessen. Oder er badet in einem Bach voller Fäkalien, wo ebensolche Würmer eigentlich zu Hause sind. Manchmal gibt Kennedy fachliche Expertisen aus, zum Beispiel, dass man gegen Masern Lebertran anwenden könne. Dieser Tage hat der Minister nicht so viel gesagt, sondern einfach Fachleute entlassen, die sich mit der Wirkung von Impfungen auskennen und diese natürlich auch empfehlen. Aber vor Kurzem hat Kennedy doch wieder etwas Interessantes gesagt, nämlich dass die Menschen zu Zeiten seines Onkels viel gesünder gelebt hätten. Roberts Onkel war der amerikanische Präsident John F. Kennedy. Als er regierte, rauchten die Menschen, wo sie gingen und standen, auch im Kino und im Flugzeug. Außerdem tranken sie zuckersüßen Orangensaft und ernährten sich von Fertiggerichten aus den gerade in Mode gekommenen Gefrierschränken. Die Lebenserwartung eines Amerikaners lag um 1960 bei 69 Jahren, das sind zehn Jahre weniger als heute, da man mit bald 79 Jahren Präsident sein kann.

Es ist eine schwer belegbare These, dass Gesundheitsminister grundsätzlich über einen etwas abseitigen Charme verfügen. Aber es gibt immerhin ein paar Indizien dafür, dass für dieses Ministeramt Menschen infrage kommen, deren öffentliche Erscheinung für gelegentliches Hallo sorgt. In Deutschland gehörte Karl Lauterbach zu diesen Menschen. Lauterbach bevorzugt Essen ohne Salz, trinkt aber dafür nach eigenem Bekunden gerne Rotwein. Wenn ein beliebiger Fachminister so dahinplaudert, er nehme kein Salz, trinke jedoch viel Wein, dann ist das vielleicht eine Glosse im Vermischten wert. Ein Gesundheitsminister dagegen muss damit rechnen, durch seine Lebensführung direkt auf das Verhalten der Menschen draußen im Lande einzuwirken. Es könnte also sein, dass manche Leute glauben, es sei gesund, in einem Bach mit Colibakterien zu baden. Andere wiederum vermuten, man bleibe fit, wenn man salzarme Kost zu einer Flasche Rotwein zu sich nimmt.

Karl Lauterbach spielt darüber hinaus auch gerne Tischtennis, eine Angewohnheit, die zur Nachahmung durchaus empfohlen ist. Während seiner dreijährigen Amtszeit nutzte der Minister dafür den Keller seines Ministeriums, und er hatte vor, diesen über seine Amtszeit hinaus in Anspruch zu nehmen. Die neue Gesundheitsministerin hat ihm nun aber den Zugang zum Keller verboten. Lauterbach ist fassungslos darüber. Und die Menschen draußen im Lande sind es auch. Denn sie glauben, dass es ihnen und Lauterbach grundsätzlich besser geht, wenn er nachts im Keller Tischtennis spielt, anstatt bei Maybrit Illner zu sitzen oder bei Lanz.

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