(SZ) Es ist allgemein bekannt, dass geheime Kräfte, Organisationen und Kommissionen die Welt unterminieren, um sie dann zu beherrschen. Einige Stichworte: Bevölkerungsaustausch, André Rieu, Eidechsenwesen, #söderisst. Weniger bekannt ist, dass es mächtige Wörter gibt, die beim Erlangen der Weltherrschaft wichtig sind und fast immer auf „at“ enden: Patriarchat, Konkordat, Herausgeberrat, Laminat. Gerade erst haben die beiden bedeutendsten Eidechsenwesen der Welt ein Telefonat geführt. Allenthalben hörte und las man das Wort „Telefonat“, so als handele es sich um eine mystische, gar mythische, aber körperlose Zusammenkunft dieser Wesen. Was die beiden dabei besprochen haben, mögen seriöse Journalistinnen sowie vollbärtige Talkshowanalytiker beurteilen, soweit sie das können, was sie meistens glauben, so wie manchmal Igel glauben, sie seien schneller als Autos. Hier also sei nicht der Inhalt, sondern das Mittel betrachtet: das Telefonat.
Abgesehen von seiner magischen Bedeutung ist das Telefonat ein in die Gegenwart reichendes Phänomen der Vergangenheit. Das Telefon war im 20. Jahrhundert das wichtigste Mittel des Ferngesprächs, also der Kommunikation zweier Menschen, die nicht am selben Ort weilten. Es hatte einen Hörer, eine Wählscheibe oder Wähltasten und einen Draht, der in die Wand führte. Heute haben viele Menschen so ein Sprechgerät nicht mehr. Sie stellen stattdessen mit ihrem Taschencomputer, den sie Handy nennen, Botschaften, Videos oder Selfies ins Netz, gerne in der Nacht. Das ist kein Austausch, sondern oft eine Art der Selbstausstellung, die Kommunikation simuliert. Früher kannte man dieses Verhalten von Leuten, die sich Plakate mit der Aufschrift „Das Ende ist nahe“ um den Hals gehängt hatten und halblaut murmelnd in der Stadt herumliefen. Während das Netz also der öffentlichen Vereinsamung Vorschub leistet, musste man am Telefon mit dem Anderen reden. Oder auflegen. Die Art des Beendens eines Telefonats gab oft Auskunft über die Beziehung der beiden Telefonierenden.
Man sieht immer noch Fotos wichtiger Menschen, auf denen sie einen Telefonhörer in der Hand halten. Heute wirken solche Fotos seltsam archivalisch, weil das Festnetztelefon allmählich den Weg alles Irdischen geht. Trump oder Putin mit so einem Gesprächsknochen sehen dennoch glaubwürdig aus, weil deren Gegenwart eindeutig die Vergangenheit ist. Man erinnert sich an Wandmalereien in Pompeji, auf denen Damalige so wirken, als könnten sie heute noch leben. Das amerikanische Echsenwesen ist telefonatsmäßig besonders interessant. Einerseits setzt es nachts unablässig Posts ab. Andererseits zeigt es sich bewusst mit archaischen Symbolen: Telefonhörer, Krawatte, Gesichtsbemalung. Es strebt mit dieser Vermischung von vorgestern und heute wohl nach einem besonderen At, dem Trumpat.