(SZ) Der „Mantel der Geschichte“, mit dem in der jüngeren Geschichte kaum einer auf vertrauterem Fuße stand als Helmut Kohl, wird gemeinhin auf Reichskanzler Otto von Bismarck zurückgeführt. Dieser soll gesagt haben, dass man, wenn man Gott durch die Weltgeschichte schreiten höre, zuspringen und versuchen müsse, den Zipfel (nach einer anderen Überlieferung: den Saum) seines Mantels zu fassen. Ob Gott durch die Geschichte schritt, als nun Papst Franziskus starb, weiß kein Mensch, aber bei gehässigen Menschen hätte leicht der Verdacht aufkommen können, Erzbischof Georg Gänswein habe dessen Mantel wehen gehört und auf dem Umweg über ein Interview mit der Bild am Sonntag versucht, wenigstens ein Zipfelchen davon zu erwischen: Immerhin klagte er darin über den Umstand, dass er in Rom „praktisch vom Hof gejagt“ worden sei. Nichts jedoch wäre ungerechter: Das Gespräch wurde ja geführt, als der Papst noch lebte.
Georg Gänswein war seines außerordentlich guten Aussehens wegen einst derart populär, dass nicht viel fehlte, und man hätte den ähnlich blendend aussehenden George Clooney als „Georg Gänswein von Hollywood“ vermarktet. So weit ist es bekanntlich dann doch nicht gekommen. Gänswein aber legte einen Großteil seines Lebenswegs als „George Clooney des Vatikans“ zurück, für Kenner immer mit dem Hintergrund, dass er, als der das Zölibatsgebot herzzerreißend umkreisende Mehrteiler „Die Dornenvögel“ erschien, Diakon in der Pfarrei St. Marien Neckarelz-Diedesheim war. Leicht wäre er damals auch als „Ralph de Bricassart von Neckarelz-Diedesheim“ oder als „Richard Chamberlain von St. Marien“ durchgegangen. Um aber nun auf das eklatant Dornenvogelige des Interviews zu kommen, so gab Gänswein preis, dass er, der jetzt den Heiligen Stuhl im Baltikum vertritt, sich in seiner Jugend „zwischen Gott und Gaby“ (KNA) habe entscheiden müssen. Man weiß, wie die Sache ausging, nämlich genauso wie bei Bischof Stefan Oster, dem „Georg Gänswein von Passau“, der ebenfalls liiert war und Gott den Vorzug gab. Wäre schön, wenn die Regie an dieser Stelle Henry Mancinis „Thorn Birds Theme“ einspielen könnte!
Einen völlig anderen Zipfel des Mantels der Geschichte bekam der Regionalligist MSV Duisburg zu fassen. Die Freude über die bevorstehende Rückkehr in die dritte Liga führte auf der Plattform X zu dieser Verlautbarung: „Habemus Platz 1. Zwar ist noch kein (blau-)weißer Rauch in Sicht, aber so (Fußball-)Gott will, sind unsere Meidericher Jünger ganz bald hoffentlich auch in höheren Ligen unterwegs.“ Habemus nun die Bescherung, hieß es ebenfalls ganz bald beim MSV, und so schnell, wie der Post geschrieben war, wurde er unter Absingen des Bußrituals – man habe niemanden vor den Kopf stoßen wollen – gelöscht. Da werden die zum Konklave anreisenden Kardinäle aber froh sein.