(SZ) Jetzt mal ehrlich, Freunde der zeitgenössischen Kunst: Wenn ihr wieder einen Tag voller ästhetischer Abenteuer hinter euch habt, einen Tag, der in der Hochbunker-Galerie, wo 300 verfaulte Kürbisse zu einer Memento-mori-Installation aufgestapelt waren, mental aufwühlend begann und der weiterging mit einer blutigen Performance im City-Fashionshop und der abendlichen Vernissage in einem Kunstraum, bis unter die Decke gefüllt mit dem reinen Nichts - wenn ihr also erschöpft und voller innovativer Eindrücke um Mitternacht in euren Thonet S-411-Sessel sinkt und den Fernseher anknipst, dann, Hand aufs Herz, denkt ihr doch: Hoffentlich kommt er. Hoffentlich erscheint dieser nette Mann auf dem Bildschirm, sagt "Hi, welcome back", nimmt Pinsel und Farbpalette und legt los. In einer halben Stunde hat er das schönste Landschaftsgemälde fertig, herrliche Sonnenuntergänge, stille Bergseen, brodelnde Wasserfälle. Was für eine Erholung für das von avantgardistischen Experimenten erschöpfte Gemüt. Es ist, als würde man nach einem Strawinsky-Abend noch ein paar Takte alpenländischer Stubnmusi hören.
Glosse:Das Streiflicht
Ein Gemälde von Bob Ross wird versteigert. Nur unkundige Schnösel rümpfen da die Nase, denn dieser Künstler hat uns gelehrt, dass selbstgemalte Bäume unsere Freunde sind.
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