Glosse:Das Streiflicht

Glosse: Das Streiflicht

Das Streiflicht

(Foto: SZ)

Gerhard Polt findet, dass Schimpfen ein Schulfach werden sollte. Diesen Floh kann ihm nur Cicero ins Ohr gesetzt haben.

(SZ) Aristoteles et al. waren der Ansicht, dass die Natur eine Abneigung gegen die Leere habe, eine Art Angst, die als "Horror vacui" in die Geschichte der wundersamen Phänomene eingegangen ist. Dass dieser Horror nach wie vor besteht, konnte man in den letzten Tagen beispielhaft beobachten. Das Lehrstück begann damit, dass die Tübinger Religionspädagogin Simone Hiller dem Schulfach Glück eine klare Absage erteilte, weil es die Machbarkeit von Glück suggeriere und einen Optimierungswahn aufbauen helfe. Glück, sagt sie, sei keine mathematische Gleichung. Angenommen, das Fach Glück wäre damit verschwunden gewesen und hätte ein Vakuum hinterlassen: Wie hätte die Natur des Lehrplans darauf reagiert? Sie hätte ersatzweise ein anderes Fach eingesogen, und wie es der ewig waltende Zufall will, stand so eines auch zur Verfügung: Gerhard Polt plädiert dafür, im Schulunterricht das Schmähen und Schimpfen durchzunehmen und in die Kultur des Beleidigens einzuführen.

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