(SZ) Um die Textgattung "Vergiftetes Lob" zu belegen, werden üblicherweise scheinbar anerkennende, in Wirklichkeit jedoch tückisch codierte Formulierungen aus Arbeitszeugnissen herangezogen. Steht da zum Beispiel über einen Mann geschrieben, er sei Neuem gegenüber aufgeschlossen gewesen, so heißt das, dass er nicht in der Lage gewesen sei, das Neue richtig zu erfassen. Im Literarischen greift man gern auf Heine zurück, von dem der spitze Ausspruch stammen soll, dass man von einem, den man als schlechten Dichter darstellen wolle, nur sagen müsse: "Goethe hat ihn gelobt." Da die Geschichte bei Robert Neumann steht, ist Vorsicht geboten, aber zumindest im Hinblick auf den Publizisten Narcisse-Achille de Salvandy verwendet Heine sehr wohl dies oberfaule Gütesiegel. Er schildert ihn als kleinen, geschmeidigen, wässrigen Geist in einem langen, steifen, trockenen Körper und fügt in Klammern hinzu: "Goethe hat ihn gelobt."
Glosse:Das Streiflicht
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Das Streiflicht
(Foto: SZ)Karl May war den Zensoren im Vatikan zu langweilig. Gut, dass Winnetou das nicht mehr hören musste.
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