Glosse:Das Streiflicht

Glosse: Das Streiflicht

Das Streiflicht

(Foto: SZ)

Die Deutschen buchen mehr all-inclusive als zuvor. Und das ist sicher viel besser als die pingelige Kleinteiligkeit.

(SZ) Um das Jahr 1567 herum malte Pieter Bruegel sein berühmtes Ölgemälde "All inclusive". Man sieht darauf einige Menschen, die sich die Bäuche dermaßen vollgeschlagen haben, dass ihnen die Knöpfe am Hosenlatz aufgegangen sind. Das war damals noch leicht möglich, weil die Menschen noch keine Adidas-Hosen trugen und auch sonst besser aussahen, selbst wenn sie vollgefressen auf dem Boden lagen, anstatt gefräßig an einem Hotelbuffet anzustehen. Im Bildhintergrund läuft ein gebratenes Schwein mit einem Messer an der Flanke, vorne eilt ein geköpftes Frühstücksei auf zwei Beinen über die Bildfläche. Es trägt einen Löffel im zersplitterten weißen Rücken und ist damit zweifellos der allegorische Höhepunkt in diesem Bild, das, ja natürlich, in Wahrheit nicht "All inclusive" heißt, sondern "Das Schlaraffenland". Aber gemeint ist ungefähr dasselbe: Haltloser Konsum, der von keiner preislichen Überraschung getrübt wird, überführt Menschen in einen Zustand der Unbeweglichkeit.

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