Glosse:Das Streiflicht

Glosse: Das Streiflicht

Das Streiflicht

(Foto: SZ)

Joe Biden schenkt seiner Frau zu Weihnachten ein Gedicht. Gut, dass deutsche Politiker keine Gedichte schreiben.

(SZ) Wer jetzt noch kein Geschenk für seine Liebsten (m/w/d) hat, könnte sich ein Beispiel an Joe Biden nehmen. Der alte weise Mann nämlich schenkt seiner Gattin jedes Jahr zu Weihnachten ein handgeschriebenes, selbstverfasstes Gedicht. Bestimmt kommt Bidens Poesie von Herzen, denn grundsätzlich ist kaum eine Textform, nimmt man sie denn ernst, so seelennah wie ein Gedicht. Und wer selbst einmal, als junger oder älterer Mensch, einer Angebeteten oder einem eher aus der Ferne Geliebten ein Gedicht gewidmet und gegeben hat und dann ausgelacht wurde, weiß, wie tief so etwas ins Herz schneiden kann. Nicht jeder ist Durs Grünbein, aber das poetische Bemühen ist eben etwas Besonderes. Man merkt dies deutlich, wenn das eigene Gedicht im Anderen dann doch etwas zum Schwingen gebracht hat, wenn die Verse also angekommen sind. Das ist dann ein noch schönerer Moment, als wenn man zum Beispiel jedes Jahr den immer wiederkehrenden, handgeschriebenen Weihnachtsleitartikel liest, der ja auch eine Art Geschenk ist. Oder so.

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