Glosse:Das Streiflicht

Glosse: Das Streiflicht

Das Streiflicht

(Foto: SZ)

Das nächste Politikum: Bei der WM dürfen England-Fans nicht als Ritter ins Stadion - Stoffeuter und Plüschhühner bleiben erlaubt.

(SZ) Englische Fußballfans sind wundersame Wesen, zu deren Besonderheiten gehört, dass sie nachtigallenartig singen können. Im weiteren Sinn nachtigallenartig: Wer je hörte, wie Hunderte Menschen "I want to stay here, drink all the beer / please don't, please don't take me home" vortrugen, wird es so schnell jedenfalls nicht vergessen. Und dass die Sänger, während sie ihre rauen Kehlen strapazieren, schon auch mal ein Ritterkostüm anhaben, irritiert in der Regel keinen Menschen. Es klingt, so aus dem Helm heraus, zwar ein bisschen blechern, ist aber sonst unter "Folklore" zu verbuchen. Im Fußballstadion tragen Holländerinnen Käsehüte, Schweizer binden sich Kuheuter aus Stoff um, Mexikaner haben Sombreros, Franzosen verzichten darauf, sich das Képi aufzusetzen, an die Stelle dieser alten Militärmütze ist im Stadion der Coq Gaulois getreten. Ein Plüschhahn als Hut: Die Franzosen, sie können einfach alles tragen. Den Engländern steht die Kreuzrittermontur mitsamt Kettenhemd und Waffenrock, in der Kostümierung ähneln sie jenen rostigen Kriegern, wie man sie bei Monty Python kennengelernt hat und die sich vom Killerkaninchen ramponieren ließen. Warum sollen sie so nicht ins Stadien gehen? Wenn sie ihre Pferde draußen lassen, ist doch so weit alles in Ordnung.

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