Glosse:Das Streiflicht

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Das Streiflicht (Foto: SZ)

Lange Zeit war die Zigarette verschwunden, weil verpönt. Jetzt rauchen auf einmal wieder mehr Menschen. Was ist da los?

(SZ) Schaut man heute Helmut Dietls epochale Fernsehsaga "Kir Royal" an, dann möchte man aufschreien angesichts der kriminellen Energie, die sich da austoben darf, ohne dass die Polizei einschreitet. Zum Beispiel die Szene im noblen, aber abstiegsbedrohten Nouvelle-Cuisine-Restaurant "Champs Elysées": Da werden - Leser mit schwachen Nerven bitte jetzt aussteigen - Zigaretten geraucht. Einfach so, ohne Skrupel, ohne schlechtes Gewissen. Die Gäste rauchen, Baby Schimmerlos' Freundin Mona raucht, sogar der Kellner raucht. Wann endlich, denkt man, kommt das Spezialeinsatzkommando, das den Qualmern die Lunte löscht? Doch es kommt nicht. Warum auch? Damals, zu Babys und Monas Zeiten, war das Rauchen in Restaurants erlaubt. Im Grund war es Pflicht, denn erst der Glimmstängel machte den Mann zum Herrn und die Frau zur Dame. Auch Dichter und Maler mussten rauchen, sonst taugte ihre Kunst nichts. Dann aber kam das Rauchverbot, sogar fürs Oktoberfest, zu dem die Pafferei einst ebenso gehörte wie der Rausch und die Bierpreiserhöhung. Dazu die ekligen Lungenkrebsbilder auf den Zigarettenschachteln - auch sie starker Tobak, der manchen Raucher bewog, nach einem letzten, tiefen Zug Abschied vom blauen Dunst zu nehmen.

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