Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

Das Streiflicht (Foto: SZ)

Warum die leere Flasche die Kryptowährung der Stunde ist und selbst das Schöntrinken der Lage bald ein Ende haben könnte.

(SZ) Tatsächlich gibt es nur noch schlechte Nachrichten. Fast gewöhnt man sich daran, den Morgen mit Horrormeldungen über Krieg, Corona, Klimakatastrophe und den Niedergang der himmlischen Mächte zu verbringen. Ja, man stumpft ab. Aber manchmal, in rätselhaft hellen Momenten, regt sich eine Restsehnsucht nach dem Guten, und dann wollen der Frühstücker und die Frühstückerin was Nettes lesen, und sei es nur ein Gedicht - so verzweifelt ist die Lage. Doch auch das Lyrik-Hausbuch enthält nichts Ermutigendes, stattdessen ist von herabstürzenden Dachdeckern die Rede, von steigender Flut, illustriert mit dem furchteinflößenden Satz: "Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen an Land." Da möchte man nicht dabei sein, man möchte weg, weit, weit weg auf eine einsame Insel in der Südsee, wo es kein Internet gibt, keine Zeitung, kein Fernsehen, und wo die Palmenstrände nicht wissen, dass sie bald im wilden Meer versinken werden. Dorthin sehnt sich der Mensch, und er bräuchte nicht viel mehr als ein Telefon zum Fotografieren der Sonnenuntergänge und einen Kasten Bier.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: