Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Was die digitale Technik betrifft, ist Deutschland bekanntlich hinterm Mond, also in einer Gegend, in der es weder Wlan noch Handyempfang gibt und allenfalls das Mondkalb oder Bayerns Rustikalminister Aiwanger überleben können. Und ja, dieses Verharren im ewigen Funkloch finden viele Deutsche auch noch toll, gerade weil es so hoffnungslos oldschool ist. Da werden schon mal Stimmen laut, die es für erstrebenswert halten, amouröse Verbindungen im öffentlichen Raum zu knüpfen statt auf dem Dating-Portal, wie es sich gehört. Solche Leute halten den Offline-Modus generell für einen paradiesischen Zustand, den die Menschheit erst wieder erreicht, wenn jemand das Internet abschaltet. Wo man derart romantische Sehnsüchte pflegt, steht die Digitalisierung natürlich auf verlorenem Posten. Und das sieht man auch: Es gibt immer noch Menschen, die gedruckte Bücher lesen oder mit Bargeld zahlen, andere führen ein Leben ohne Alexa, und Faxgeräte gelten in deutschen Behörden bis heute als letzter Schrei der Technik. Ganz übel sieht es bei der Polizei aus: Die kommt manchmal noch auf Pferden daher, so als gelte es, mit einer schneidigen Kavallerieattacke Napoleon zu besiegen.

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