Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Früher war Fotografieren einfach. Der Tourist hatte sich einen Ort oder ein Land ausgesucht, von dem er wusste, dass es dort schön ist. Dann hat er sich ein Merian-Heft gekauft, und geguckt, was man sich alles ansehen muss. Oder er hatte schon von Eiffelturm und Kolosseum gehört. Als er dann dort war, hat er beides im Bild festgehalten und zu Hause als Beweis vorgelegt, dass er in Paris und in Rom war, meistens mit Familie im Vordergrund, damit die Sache hieb- und stichfest war. Dann fanden die Fotos ins Fotoalbum und die Dias in den Diakasten und beides wurde ein Mal gezeigt. Dann kam alles in den Schrank und wurde nie wieder rausgeholt. Das hatte den Vorteil, dass später keiner sagen konnte: "Die Müllers haben aber viel geilere Eiffelturm-Fotos als ihr geschossen!"

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: