Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Die Strömungslehre war mal ein Teilgebiet allein der Physik. Weil aber alles strömt, strömt auch die Lehre selbst. Wir finden sie heute zum Beispiel in der Politik, wo die Strömungslehre versucht, Fundis von Realos zu trennen und Seeheimer von Reformern. Diesbezüglich besonders gefragt war sie schon immer bei den Linken, von denen viele der festen Überzeugung sind, das meiste besser zu wissen als alle anderen, mindestens aber besser als die Idioten in der eigenen Partei. Eher zufällig ist der Strom dieser Zeilen damit bei Oskar Lafontaine angekommen, der sich soeben in erstaunlicher Weise auf dem Gebiet der Aerodynamik hervorgetan hat, die wiederum ihrerseits der Strömungslehre zu- und unterzuordnen ist. Lafontaine jedenfalls gehört einer linken Strömung namens "Aufstehen" an, die er lieber eine Sammlungsbewegung nennt, weil das dynamischer und zugleich konsolidierend klingt. Zu dieser sich bewegenden Strömungssammlung also ließ sich Lafontaine ausführlich und durchaus selbstkritisch ein, die Deutsche Presse-Agentur titelte darauf wie folgt - "Lafontaine: Bei 'Aufstehen' ist noch 'Luft nach oben'".

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