Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Oh Gott, dieser Nachbar. Gleich wird er aufwachen und einem das Leben noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Alles beginnt mit dem alarmistischen Alarm seines Handyweckers und geht dann voll ins Crescendo des Smoothie-Mixers, dessen Sound an die letzte " The Walking Dead"-Folge erinnert. Das Haus ist nun wach, die bürgerliche Trauerserie hat begonnen. Nicht nur ein Nachbar, nein, ein Dutzend äußerst agiler Zombies knallt Türen, verstopft das Altpapier mit Amazon-Kartons und schreit seine schreienden Kinder an, dass sie nicht so schreien sollen. Soweit die tägliche Rahmenhandlung, soweit die Statisten. In jedem Haus leben aber Neben- und Hauptdarsteller. Erstere sind akustisch nicht so auffällig, machen aber andere, verhaltensauffällige Dinge. Einer muss es ja sein, der den Achtsamkeits-Ratgeber "zum Verschenken" in den Flur gelegt hat. Oder den Zettel an die ausgetrocknete Orchidee im Hof klebte: "Was, wenn man mit dir so umginge?" Man ahnt es schon: Es handelt sich hier leider nicht um eine Serie, die im Monatsabo 7,99 Euro kostet und nach acht Staffeln endet.

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