Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Wer heutzutage den Namen Karl Ferdinand Gutzkow erwähnt, muss sich auf Regungen der Ratlosigkeit einstellen, auf Schulterzucken, fragende Blicke, möglicherweise auf das in Prenzlauer-BergDeutsch vorgetragene "Who's that"? Gutzkow, so wird man kurz erläutern, war einer der populärsten Schriftsteller des frühen neunzehnten Jahrhunderts, ein ausführlicher Erzähler seines eigenen Wirkens und ein jungliberaler Journalist, kurz: ein Teufelskerl. Dass sein Name heute nicht mehr allzu geläufig ist, hat mit den veränderten Zeitläuften und den damit verlagerten Leseinteressen der Menschen zu tun und ist keineswegs das, was Leute, die etwas hochnäsig durch die Nasenlöcher schnauben, einen "Treppenwitz der Geschichte" nennen. Gutzkow, dessen Leben wir aus drei dicken von ihm eigens verfassten "Lebensbildern" genau zu kennen glauben, Gutzkow hat den Witz mit dem Treppenwitz in diesen Büchern selbst gerissen, nämlich indem er schrieb: "Auf den Treppen der Berliner Universität lernte ich zum ersten Mal Treppenwitz kennen."

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