Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Wenn bestimmte Dinge verschwinden, wundert man sich, dass es diese Dinge bis vor Kurzem überhaupt noch gegeben hat. Man glaubte sie längst dem Vergessen, dem Verschwinden, dem Verblühen oder Verglimmen anheimgegeben. Das gilt auch für den einen oder anderen einstmals prominenten Zeitgenossen, dessen Todesnachricht man verblüfft entgegennimmt, weil man dachte, der sei ja schon seit langer Zeit nicht mehr bei uns. Gibt es noch Maggi? Und Stonsdorfer, trinkt den noch jemand? Raucht irgendeiner noch Lord Extra, und existieren noch Haushalte, in denen die Grütze-Verdickungszutat Sago zu finden ist? Allesamt Fragen, die zu nichts weiter führen als zu sentimentaler Verlustanzeige und alberner Retro-Seligkeit, so als habe man mit dem verschwundenen Gegenstand auch seine schon lange fraglich gewordene Position in der Welt verloren. Natürlich sind das alles Überspanntheiten, denen man nicht allzu viel Raum geben sollte. Aber warum jetzt auch noch der Fischer-Weltalmanach eingestellt werden muss, möchte man schon gerne wissen.

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