Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Der Mops ist, vorsichtig formuliert, nicht gerade ein Tier von imponierender Gestalt. Dennoch hat er viele Freunde und Follower, weshalb es sich fast verbietet, den alten Brehm zu zitieren, in dessen Tierleben der Mops als das "Zerrbild der Hunde" eingegangen ist, ausgestattet mit einem "misstrauischen, mürrischen Wesen" und "vielen Menschen ein Gräuel". Derart unverblümt muss man wirklich nicht ausplaudern, dass diese Hunderasse ästhetisch missglückt und charakterlich für höhere Aufgaben ungeeignet ist. Gerade seine Unvollkommenheit, die auf die generelle Unvollkommenheit der Schöpfung verweist, macht den Mops für Dichter und Denker interessant, in deren Werken er eine Präsenz genießt, von der ein Golden Retriever nur träumen kann. Ernst Jandl hat ihn in unsterblichen Versen ("ottos mops") besungen, und Loriot verkündete apodiktisch: "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." Auf diese Mopsliebe spielt das Stuttgarter Loriot-Denkmal an, das ein nach der Natur gestalteter und somit blutwurstförmiger Bronzemops krönt.

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