Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Am Montag hat Sigmar Gabriel etwas sehr Bewegendes getan: Er hat die SPD gerockt. Gabriel war ja mit einem etwas heiklen Gefühl nach Wolfsburg gefahren, weil er nicht sicher war: Wird sich der Konvent dergestalt schütteln, dass sich am Ende des Tages alle auf das Ceta-Abkommen einigen werden? Aber die Sorge war unberechtigt: Sigmar Gabriel hat alle gerockt, die Partei, die Seele der Partei und das Gewissen der Partei. Martin Schulz, der rheinische Weltbürger aus Brüssel, hat es am Ende bestätigt: Die SPD ist mal wieder kräftig gerockt worden. Schwer zu sagen, wann ein Erfolg so groß ist, dass man von Rocken sprechen kann. Hat Michael Müller die SPD in Berlin gerockt? Das würde kein noch so wohlmeinender Wahlbeobachter ernsthaft konzedieren. Bei Müller und den anderen sah es eher nach Rackern als nach Rocken aus. Dem Erfolg war anzusehen, dass an seinem Zustandekommen zwar viele linkische Hände beteiligt waren, aber leider nicht jene eine mutige, alle Bedenken beiseitefegende Macherhand, deren zepterartige Majestät schon beim Grüßen die Anhängerschaft begeistert. Deshalb die Frage: Welche planetaren Konstellationen müssen sich im olympischen Parteitag ergeben, damit in der Politik und der übrigen Welt etwas geschieht, das im Rückblick so aussieht, als wäre es gerockt worden?

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