(SZ) Barbara Hendricks, die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit, hat etwas sehr Schönes über die niederrheinische Stadt Kleve gesagt. Eigentlich wollte Barbara Hendricks etwas Unschönes über Berlin sagen. Aber wie es so ist mit der Sprache: Du glaubst, eine Raupe in der Hand zu haben, aber plötzlich blinzelt dir ein prächtiger Schmetterling entgegen und flattert lachend in den semantischen Urwald. Frau Hendricks sagte nämlich, Berlin sei eine größere Kopie von Kleve. Zur biografischen Grundierung ihrer Theorie hier zwei Handreichungen: Barbara Hendricks lebt hauptsächlich in Berlin, wo sie natur- oder zumindest weisungsgemäß ihr Amt ausübt. Geboren wurde sie aber am 29. April 1952 in Kleve, das sie deshalb gerne als Referenzgröße heranzieht. Den auf den laienhaften ersten Blick kühnen Tangentenschwung von Kleve nach Berlin wagt Barbara Hendricks, weil sie mit überraschender kulturhistorischer Fachkenntnis ausgestattet ist. Kleve, so Hendricks in einem Interview, besitze seit einigen Hundert Jahren eine Lindenallee. Das ist das eine. Das andere: Die Prachtstraße Berlins heißt "Unter den Linden". Nachtigall, ick hört dir . . .
Glosse:Das Streiflicht
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