Globaler Terror:Das lose Netz der al-Qaida

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Warum die sogenannten Gotteskrieger in der ganzen Welt Anschläge verüben, obwohl sie kaum mehr als eine diffuse Ideologie eint.

Paul-Anton Krüger

Der Name der Gruppe, "Deccan Mudschaheddin", war weder Terrorexperten noch Geheimdiensten geläufig, doch schon das Wort Mudschaheddin ist ein deutliches Signal. Indem sich die indischen Attentäter als Männer des Heiligen Kampfes bezeichnen, versuchen sie sich in die Tradition islamischer Gotteskrieger zu stellen.

Und sollte ihre Selbstbezichtigungs-Mail authentisch sein, erlaubt auch diese zumindest die Annahme, dass sich die Attentäter als inspiriert vom globalen Dschihad verstehen, selbst dann, wenn sie ihren Kampf für die Muslime wohl auf Indien beschränkt sehen.

Was die Gotteskämpfer rund um die Welt eint, ist meist nicht mehr als eine diffuse islamistische Ideologie. Und ihr gemeinsames Endziel ist es, einen Gottesstaat zu errichten. Äußerst verschieden sind dagegen die unmittelbaren Ziele und Vorgehensweisen der Gruppen.

Dennoch ist es ihnen gelungen, ihre regionalen Terror-Aktionen als Teil eines weltweiten Kampfes auf dem Weg Gottes zu verkaufen - und damit eine Anziehungskraft für muslimische Fundamentalisten zu entwickeln, so dass sie Kämpfer oft über Ländergrenzen hinweg rekrutieren.

Al-Qaida, einst Leitstern der Dschihadisten, hat sich gewandelt zu einem losen Netz, dessen Ränder immer diffuser werden. Verschiedenste Gruppen bedienen sich der Chiffre, um Zugehörigkeit zum weltumspannenden Kampf zu signalisieren. Wichtigster Kriegsschauplatz ist nach wie vor der Irak, wo al-Qaida gegen die US-Truppen im Land kämpft und Gewalt gegen Schiiten schürt.

In Algerien benannte sich die Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf 2007 in "Al-Qaida im Maghreb" um und überzieht nun auch die Nachbarländer mit Terror. Ihre Angriffe konzentrieren sich auf die Sicherheitskräfte. Zuletzt tauchten Nordafrikaner aber auch vermehrt als Terroristen im Irak auf.

Im Kaukasus verüben muslimische Extremisten Anschläge im Wochentakt. Auch südostasiatische Länder wie Indonesien, Thailand und Bangladesch sind immer wieder von islamistischen Anschlägen erschüttert worden. In Afghanistan und im pakistanischen Grenzgebiet führen die Islamisten offen Krieg gegen die Regierungen und internationale Truppen; nicht selten sind ausländische Kämpfer unter ihnen. Auch Indiens Behörden deuten nun auf den instabilen Nachbarn Pakistan - womöglich nur, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.

© SZ vom 28.11.2008/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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