Gläubiger beteiligen sich zahlreich:Erfolg für Griechenland beim Schuldenschnitt

Griechenland hat seine privaten Gläubiger gebeten, dem Land Schulden zu erlassen. Am Donnerstagabend endete die Frist - offenbar haben sich viele Banken und Versicherungen beteiligt. Das hoch verschuldete Griechenland hofft, nun 105 Milliarden Euro loszuwerden. Die Regierung spricht von einem historischen Moment.

Alexander Hagelüken

Griechenland nimmt eine große Hürde im Kampf gegen die Schulden. Bis Donnerstagabend erklärten sich nach Angaben aus Regierungskreisen mehr als 80 Prozent der privaten Gläubiger des Landes bereit, auf ungefähr die Hälfte ihrer Investitionen zu verzichten. Damit sollen sich die 200 Milliarden Euro Schulden halbieren, die das Land bei dieser Gruppe hat. Die Regierung hofft, dass Griechenland dadurch wirtschaftlich wieder auf die Beine kommt und später seine Euro-Hilfen zurückzahlen kann.

"Wir werden am Freitag ankündigen, dass Griechenland und die nächsten Generationen 105 Milliarden Euro Schuldenlast loswerden", erklärte Finanzminister Evangelos Venizelos am Donnerstag vor dem Parlament. Es sei ein "historischer Moment" für Griechenland. "Wir haben die 75 Prozent Beteiligung übertroffen, und es geht weiter nach oben", sagte ein Mitarbeiter des Finanzministers am Abend. Griechische Medien und die Agentur Reuters berichteten später von bis zu 95 Prozent Beteiligung.

Der italienische Premier Mario Monti sagte, eine Lösung sei nahe. Mit dem Schuldenverzicht könnte eine monatelange Hängepartie enden, in der viele europäische Politiker eine unkontrollierte Pleite des Euro-Staats befürchtet hatten.

Griechenland drücken stetig wachsende Verbindlichkeiten von insgesamt 350 Milliarden Euro. Ein weiteres Ansteigen würde die Volkswirtschaft nach Ansicht von Ökonomen in den Abgrund treiben. Die Euro-Regierungen versuchen daher seit Monaten, die privaten Gläubiger zu dem größten Schuldenverzicht der Geschichte gegenüber einem Staat zu bewegen. Ein zweites staatliches Hilfspaket sieht unter anderem mehr als 30 Milliarden Euro für die Gläubiger vor, die im Umtausch gegen ihre alten Anleihen neue mit niedrigeren Zinsen akzeptieren.

Auch der deutsche Steuerzahler beteiligt sich

Viele große europäische Banken und Versicherungen erklärten sich in den vergangenen Tagen bereit, den Schuldenverzicht mitzutragen. Auch die sogenannte Bad Bank der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE), die FMS Wertmanagement, beteiligt sich mit 8,2 Milliarden Euro am Schuldenschnitt. Geradestehen muss dafür letztlich der Steuerzahler.

Ungewiss blieb, in welchem Ausmaß sich amerikanische Hedgefonds beteiligen, die bis zu einem Viertel der Papiere halten sollen und auf Renditemaximierung ausgerichtet sind. Manche hatten in den vergangenen Wochen sogar Papiere weit über dem Marktpreis aufgekauft, um einen Schuldenverzicht für bestimmte Anleihen blockieren zu können und mit den Papieren am Ende Spekulationsgewinne zu erzielen. Wenn die Zustimmung zum Schuldenverzicht insgesamt zu gering ausgefallen wäre, hätte sich das Land womöglich bald für zahlungsunfähig erklären müssen. Die genaue Beteiligung der Gläubiger wollte die griechische Regierung erst an diesem Freitag bekanntgeben.

Offen blieb deshalb zunächst, ob die für einen freiwilligen Schuldenerlass nötige Beteiligung von 90 Prozent aller Gläubiger wirklich erreicht werden würde. Bei einem geringeren Ergebnis will die Regierung in Athen Zwangsklauseln aktivieren, mit denen der Schuldenverzicht auch für die meisten der Gläubiger bindend gemacht werden kann, die sich nicht freiwillig beteiligen wollen. In diesem Fall wird befürchtet, dass Anleger misstrauisch gegenüber anderen angeschlagenen Staaten wie Portugal oder Spanien werden könnten. Die Aussicht auf einen Erfolg trieb am Donnerstag die Börsenkurse nach oben, die in den vergangenen Tagen aus Sorge um eine mögliche Pleite nachgegeben hatten.

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