Gipfeltreffen Obama und Medwedjew:Unter Kameraden

US-Präsident Obama bei Russlands Präsidenten Medwedjew: Beide brauchen Erfolge - und einander. sueddeutsche.de zeigt Ähnlichkeiten und Unterschiede in Bildern.

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Obama, Medwedjew; getty

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Harmonischer Gipfel: US-Präsident Barack Obama und sein Kollege Dmitrij Medwedjew haben sich bei ihrem Treffen in Moskau auf eine Verringerung ihrer Atomarsenale verständigt. Ein entsprechendes Abkommen solle bis Jahresende unterschrieben werden. Zudem dürfen die USA Truppen und Waffen für Afghanistan über Russland einfliegen. Beide Staatsoberhäupter betonten ihren Wunsch nach einem Neubeginn in den zuletzt gespannten Beziehungen. Der US-Präsident lobte sein Gegenüber als aufrichtig und professionell. Medwedjew verstehe die Interessen des russischen Volkes und bemühe sich, auch die der USA nachzuvollziehen, sagte Obama. Medwedjew bezeichnete die Gespräche als sehr nützlich und offen.

Es war nicht das erste Treffen der beiden Präsidenten - und nicht das erste Mal, dass sie derart freundlich übereinander sprachen:

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Anfang April kamen sie am Rande des G-20-Gipfels in London zusammen. Die Stimmung war auch hier gut, Medwedjew nannte den US-Präsidenten gar "meinen neuen Kameraden". Schon vor dem Gipfel stand fest: Beide brauchen Erfolge - und wollen gerade auch auf internationalem Parkett glänzen. Das ist allerdings nicht die einzige Gemeinsamkeit.

sueddeutsche.de zeigt, worin sich die jungen Präsidenten ähnlich sind - und was sie trennt.

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Sie sind pragmatische Realisten.

Anders als ihre Vorgänger George W. Bush und Wladimir Putin treten Barack Obama und Dmitrij Medwedjew bescheidener auf - sie sind keine "polarisierenden Männlichkeitsdarsteller", wie die Zeit jüngst analysierte.

Obama möchte vor allem die Situation in Afghanistan und Pakistan stabilisieren, den Vormarsch der Taliban beenden und den Drogenhandel bekämpfen. Daran hat Russland ebenfalls ein großes Interesse und kann für sichere Transportwege sorgen. Moskau unterhält enge wirtschaftliche Kontakte mit Iran und könnte diese nutzen, um die Beziehungen Teherans mit dem Westen zu verbessern und den Streit um das iranische Atomprogramm zu entschärfen. Allerdings schüttelte Medwedjew zuletzt bei einem Gipfel in Jekaterinburg demonstrativ die Hand des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad - während in Teheran Zehntausende protestierten.

Die beiden Präsidenten ...

Fotos: AFP/Reuters (Wenige Wochen nach Obamas Aufenthalt in Kairo Anfang Juni reiste auch Medwedjew nach Ägypten - beide ließen es sich nicht nehmen, die Sphinx und die Pyramiden zu besuchen)

Obama, Medwedjew, dpa

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... telefonieren regelmäßig miteinander. Allerdings gibt es noch viele Themen, bei denen die beiden sehr weit auseinanderliegen. Streitpunkte sind die US-Pläne für eine Raketenabwehr in Mitteleuropa oder die Nato-Ambitionen der früheren Sowjetrepubliken Georgien und Ukraine. Für Moskau gehören beide Länder zur "Zone privilegierter Interessen" - eine Sichtweise, die Obamas Regierung ablehnt. Medwedjews Vorschlag einer neuen Sicherheitsarchitektur "zwischen Vancouver und Wladiwostok" wird von den Amerikanern - und vielen Europäern - nicht wirklich unterstützt, weil sie bestehende Institutionen wie die Nato ersetzen würde.

In einer Frage sind sich beide aber im Grundsatz einig:

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Sie wollen abrüsten.

Das Ziel einer atomwaffenfreien Welt, das Obama im Mai bei seinem Besuch in Prag ausrief, lässt sich nur dann umsetzen, wenn die zweite große Atommacht mitzieht - und das ist Russland. Mit der Einigung vom 6. Juli in Moskau ist man hier einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Für die russische Haltung gibt es zwei Gründe: Der Unterhalt des Waffenarsenals ist einerseits sehr teuer und andererseits wird Moskau in dieser Frage so behandelt, wie sich die Kreml-Elite sieht: als Weltmacht.

Dass sich die beiden Präsidenten gut verstehen, liegt auch an erstaunlichen Ähnlichkeiten in ihren Lebensläufen.

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Sie sind jung.

Barack Obama war erst 47 Jahre alt, als er im November 2008 zum 44. US-Präsidenten gewählt wurde. Noch jünger war Dmitrij Medwedjew: Als er zum Nachfolger von Wladimir Putin gewählt wurde, war er gerade mal 42 Jahre alt.

In Moskau und Washington regiert also eine neue Generation, für die andere Themen wichtig sind, wie Alexander Rahr von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) analysiert. "Mit Obama kann sich Medwedjew sofort über die wirklichen Herausforderungen der Menschheit verständigen: Klimaschutz, Umwelt und Rohstoffkrisen", schreibt der Russland-Experte in seinem Buch "Putin nach Putin".

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Obama, Medwedjew, Getty

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Sie lieben Technik.

Wie sehr Barack Obama seinen Blackberry liebt, ist allgemein bekannt. In Washington sprechen manche vom "E-Mail-Junkie im Weißen Haus" und die im Wahlkampf gesammelten E-Mail-Adressen werden schon für eine neue Kampagne genutzt.

Solche Strategien sind in einem Land, in dem alle TV-Sender und die meisten Zeitungen unter staatlicher Kontrolle stehen, kaum nötig. Doch auch der Russe nutzt das Internet: Seit einigen Monaten hat Medwedjew seinen eigenen Videoblog, in dem er etwa über Sport plaudert oder darüber sinniert, wie schwierig es ist, eine große Rede vorzubereiten. Den Kontakt zum User sucht Medwedjew ebenfalls: Die Russen dürfen ihrem Präsidenten Fragen stellen.

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Obama, Medwedjew, Getty

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Sie sind Juristen.

Barack Obama studierte Recht an der Harvard Law School und wurde als erster Schwarzer Chefredakteur der juristischen Zeitschrift Harvard Law Review. Später lehrte er selbst kurze Zeit in Chicago, bevor er in die Politik ging.

Auch Medwedjew studierte - wie sein Mentor Putin - Jura. Schon als Student trug er stets Anzug und einen Aktenordner unter dem Arm, wie der Journalist Boris Reitschuster in seiner Biographie schreibt. Auch Medwedjew lehrte in Sankt Petersburg an der Uni, wobei sich Studenten vor allem an seine Versace-Anzüge und seinen teuren Parker-Füller erinnern. Allerdings hat sich im ersten Jahr der Regentschaft von Medwedjew die Rechtsstaatlichkeit in Russland kaum verbessert.

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Medwedjew, dpa

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Sie haben glamouröse Frauen.

Die Oberarme von Michelle Obama waren wochenlang Thema in vielen amerikanischen Zeitungen und Fernsehsendern. Über Swetlana Medwedjewa wird in den internationalen Medien nicht annährend so viel berichtet, aber zumindest in Russland achtet man sehr genau auf die Blondine. Die Wirtschaftswissenschaftlerin liebt Sushi, Shopping-Ausflüge nach London, engagiert sich aber zugleich in der orthodoxen Kirche. Sie gilt als enge Beraterin ihres Mannes (auf dem Foto sind die beiden auf Staatsbesuch in Finnland).

Foto:dpa

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Sie haben ambitionierte Programme, deren Umsetzung durch die Krise bedroht ist.

Als Medwedjew Putins Nachfolger wurde, konnte Russland vor Kraft kaum laufen: Die Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl sprudelten und so versprach Medwedjew, der sich bereits als Erster Vizepremier mit Sozialpolitik beschäftigt hatte, ein großangelegtes Programm. Er setze auf die "vier I", nämlich auf "Institutionen, Infrastruktur, Innovationen und Investitionen", erklärte er in Krasnojarsk. Seit der Finanzkrise muss auch Russlands Präsident lernen, mit weniger Geld auszukommen und Prioritäten setzen. Zwar hat er eine Modernisierung der russischen Atomwaffen versprochen, doch insgesamt wird das Militär weniger Geld bekommen als angekündigt. Sozialprogramme sind ihm wichtiger - auch um die Bevölkerung in Russland bei Laune zu halten. Mittlerweile hat man in der Moskauer Elite eingesehen, dass sich die eigene Volkswirtschaft nur erholen wird, wenn es im Westen und besonders in den USA aufwärtsgeht.

Dies ist jedoch leichter gesagt als getan: Für Barack Obama wird es ebenfalls schwer, zeitgleich notleidende Banken und Autofirmen zu sanieren und seine Projekte wie eine Gesundheitsreform und Investitionen ins Bildungssystem durchzusetzen.

Foto: AP

Obama, Familie, AP

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Ihre Herkunft prädestinierte sie nicht für ihr Amt.

Es klingt nicht wie die Biographie eines amerikanischen Präsidenten: Als Sohn eines Kenianers und einer Amerikanerin geboren, lebte Barack Obama als Kind mehrere Jahre in Indonesien. Nach seinem Jurastudium war er in der Sozialarbeit tätig, bevor er in die Politik ging - und sich trotz seiner Hautfarbe gegen Konkurrenten wie Hillary Clinton und John McCain durchsetzte.

Als 2007 über die Nachfolge von Wladimir Putin diskutiert wurde, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr bei den russischen Präsidentschaftswahlen antreten durfte, galt Medwedjew als Außenseiter - weil er keine KGB-Vergangenheit hatte, verhältnismäßig jung war und sich offen für Rechtsstaatlichkeit ausgesprochen hatte. Sein Hauptkonkurrent Sergej Iwanow hatte wie Putin für den Geheimdienst gearbeitet und schien vielen Beobachtern als Kronprinz. Bekanntlich täuschten sie sich.

Foto: AP - Barack (re.) zusammen mit seiner Mutter Ann Dunham, seiner Halbschwester Maya und Stiefvater Lolo Soetoro

Obama, Medwedjew, AFP

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Das große Aber.

Es gibt also einige Gemeinsamkeiten zwischen Barack Obama und Dmitrij Medwedjew, aber Experten wie Dmitrij Trenin vom Moskauer Büro der Carnegie-Stiftung halten dies nur für eine Seite der Medaille: "Ich würde das nicht überbewerten, denn die beiden sind in anderen politischen Systemen aufgewachsen und haben ein völlig anderes Temperament."

Anders als Obama kann Medwedjew die Menschen nicht mitreißen (selbst beim Empfang der Fußball-Nationalmannschaft nach dem sensationellen dritten Platz bei der EM 2008 las er steif vom Blatt ab), zudem ist sein Einfluss in der Welt noch begrenzt. Kaum jemand sieht ihn als Hoffnungsträger. Zudem hat er sein ganzes Leben in St. Petersburg und Moskau verbracht: Ihm fehlt die kosmopolitische Erfahrung und Perspektive Obamas völlig.

Foto: AFP

(sueddeutsche.de/mati/jja/plin)

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