Gipfel zwischen Nord- und Südkorea:Wichtiger Schritt in die Normalität

  • Bei seinem Treffen mit Südkoreas Präsidenten Moon in Pjöngjang hat sich der nordkoreanische Machthaber Kim bereiterklärt, den Atomkomplex Yongbyon und die Raketenanlage Dongchang-ri abzubauen.
  • Bedingung dafür ist, dass die USA Nordkorea entgegenkommen - möglicherweise mit einer Lockerung der Sanktionen.
  • Eine einseitige Abrüstung Nordkoreas ohne Gegenleistung gilt als unwahrscheinlich.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Nordkorea ist bereit, den Atomkomplex Yongbyon für immer abzubauen und seine Testanlage für Raketenmotoren in Dongchang-ri mit den Startrampen zu demontieren. Als Zeugen werde es internationale Experten einladen. Das versicherte Machthaber Kim Jong-un dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in bei ihrem dritten gemeinsamen Gipfel am Mittwoch in Pjöngjang zu. Unter einer Bedingung, so die Erklärung: Die USA müssen Nordkorea ihrerseits entgegenkommen.

Der amerikanische Präsident Donald Trump reagierte euphorisch. Damit dürfte einem zweiten Gipfel zwischen Trump und Kim nichts mehr im Wege stehen, bei dem es wichtig sein wird, dass Washington und Pjöngjang sich auf eine Sequenzierung der Abrüstung einigen. Washington wird Nordkoreas Schritte seinerseits erst mit einer Friedenserklärung und dann nach und nach mit einer Lockerung der Sanktionen belohnen müssen.

Die Entspannung zwischen den USA und Nordkorea war ins Stocken geraten, weil die USA dem Norden vorwarfen, er halte sich nicht an die beim Gipfel in Singapur gemachten Versprechungen. Nordkorea erwartete von den USA dagegen mehr Entgegenkommen für die bereits geleisteten Schritte.

Moon war mit dem erklärten Ziel nach Pjöngjang gereist, dieses Patt als Vermittler zu lösen. Das scheint gelungen, wenn er Trump, den er nächste Woche am Rande der UN-Generalversammlung treffen wird, überzeugen kann, Kim entgegenzugehen. Washington kann von Nordkorea keine einseitige Abrüstung ohne Gegenleistung erwarten, das sagen auch die meisten Experten.

Jenseits der Nuklearfrage unterzeichneten die Verteidigungsminister der beiden Koreas eine Erklärung. Demnach wollen sie ein gemeinsames Komitee bilden, das bewaffnete Konflikte, vor allem auch unbeabsichtigte, vermeiden helfen soll. Unter anderem wollen sie jegliche Artillerie-Übungen in Grenznähe stoppen. Außerdem vereinbarten Moon und Kim, die Wiedereröffnung des gemeinsamen Industrieparks in Kaesong vorzubereiten. Die Fertigungsstätte, die bis vor zwei Jahren 50 000 Nordkoreanern Arbeit bot, kann den Betrieb freilich vorerst nicht aufnehmen, das wäre ein Verstoß gegen die UN-Sanktionen. Die Planung einer Anknüpfung der nordkoreanischen Bahn an das südkoreanische Netz dagegen kann sofort beginnen.

Die Koreas wollen gemeinsame Sommerspiele 2032

Die Zusammenführungen von Familien, die durch den Koreakrieg getrennt worden sind, soll institutionalisiert werden. Außerdem wollen die beiden Koreas, nachdem bei den Asienspielen in Indonesien erstmals eine gesamtkoreanische Mannschaft eine Goldmedaille gewann, ihre Sportzusammenarbeit intensivieren. Und sich gemeinsam für die Olympischen Sommerspiele 2032 bewerben.

Wichtiger als schriftliche Erklärungen sei, so der Sprecher Moons, Im Jong-seok, dass die zwei Koreas im Gespräch blieben und ihr Tauwetter vorantrieben. Dazu will Kim noch dieses Jahr zu einem nächsten Gipfel nach Seoul reisen.

Der Gipfel von Pjöngjang hat keine Durchbrüche gebracht, das ist nach einem Halbjahr der großen Schritte kaum mehr möglich. Hingegen markiert er einen nächsten wichtigen Schritt zur Schaffung einer neuen Normalität auf der Koreanischen Halbinsel. Das verbessert die Sicherheit der Region. Ein Rückfall in den gefährlichen Verbalkrieg des Vorjahres wird immer unwahrscheinlicher. Sollte Trump Nordkorea, wie vor genau einem Jahr noch, erneut mit der "totalen Zerstörung" drohen, dann bringt er damit künftig auch weite Teile der südkoreanischen Bevölkerung gegen sich auf. Und Peking und Moskau sowieso.

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Nordkoreas Machthaber stimmt bei seinem Treffen mit Südkoreas Präsidenten einer Denuklearisierung unter internationaler Aufsicht zu. Außerdem bewerben sich Norden und Süden gemeinsam um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2032.

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