Gipfel in Washington:Obama: Peking ist unser wichtigster Partner

"Unsere Beziehung wird das 21. Jahrhundert prägen". China und die USA koopieren künftig eng in Wirtschafts- und Klimapolitik.

Ch. Wernicke

Die Vereinigten Staaten und China wollen mehr denn je die Zusammenarbeit suchen. Zum Abschluss eines wiederholt als historisch bewerteten Gipfeltreffens in Washington erklärten Spitzenpolitiker beider Großmächte, sie wollten gemeinsam die Weltwirtschaft stabilisieren, den drohenden Klimawandel stoppen und die Verbreitung von Nuklearwaffen unterbinden.

Gipfel in Washington: Der chinesische Vizepremier Wang Qishan wird von US-Präsident Barack Obama begrüßt.

Der chinesische Vizepremier Wang Qishan wird von US-Präsident Barack Obama begrüßt.

(Foto: Foto: AFP)

In einer Grundsatzrede sagte US-Präsident Barack Obama, kein bilaterales Verhältnis in der Welt sei so wichtig wie die Kooperation zwischen Washington und Peking: "Die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und China wird das 21. Jahrhundert prägen." Zwar würden die Regierungen beider Länder auch künftig häufig unterschiedlicher Meinung sein, "aber das macht den Dialog nur noch wichtiger".

Obama betonte, Amerika wolle nicht Chinas Ambitionen eindämmen. Zwar wisse er, dass viele US-Bürger glaubten, "dass wir ein aufstrebendes China fürchten müssen", sagte er, "aber diese Ansicht teile ich nicht". Der Chinese Dai Bingguo, in Pekings Staatsrat verantwortlich für Außenpolitik, erwiderte, die jüngste Wirtschaftskrise habe gezeigt, "dass wir tatsächlich in demselben, großen Boot sitzen".

US-Finanzminister Timothy Geithner und Chinas Vize-Premier Wang Qishan versicherten wechselseitig, trotz den ersten Anzeichen einer weltwirtschaftlichen Erholung wollten beide Regierungen an ihren massiven Konjunkturprogrammen festhalten. Allerdings drängten chinesische Unterhändler ihre amerikanischen Gesprächspartner zu detaillierten Auskünften, wie Washington seine Rekordverschuldung von 1,8 Billionen Dollar (etwa 1,3 Billionen Euro) in diesem Jahr zurückfahren will.

China ist inzwischen der größte Gläubiger der USA: Die chinesische Zentralbank hält sogenannte Treasury Bonds, also US-Staatsanleihen, im Wert von über 800 Milliarden Dollar. Unter Einbeziehung anderer, auch halbstaatlicher US-Schuldtitel schätzen Experten die chinesischen Kredite sogar auf 1,5 Billionen Dollar. Pekings Vize-Finanzminister Zhu Guangyao räumte offen ein, seine Regierung sei besorgt über die US-Finanzpolitik: "Wir hoffen aufrichtig, dass das US-Haushaltsdefizit Jahr für Jahr reduziert wird."

Hinter verschlossenen Türen erneuerten chinesische Vertreter ihren Vorstoß, langfristig ein neues Weltwährungssystem zu etablieren. Der US-Dollar als Leitwährung solle abgelöst werden durch eine neue, aus verschiedenen Devisen zusammengestellte Kunstwährung. US-Unterhändler reagierten zurückhaltend auf den Vorschlag. Finanzminister Geithner versicherte nur, seine Regierung werde sich für mehr chinesische Stimmrechte etwa im Internationalen Währungsfonds einsetzen. Dies dürfte im Ergebnis vor allem Europas Gewicht schwächen.

Eindringlich appellierten US-Politiker, China müsse seinen Energieverbrauch bremsen und einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die USA und China sind für etwa 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Ausdrücklich lobte die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton, dass China zuletzt Druck auf Nordkorea ausgeübt habe, um Pjöngjang zum Stopp seines Nuklearprogramms zu bewegen. Die Lage der Menschenrechte in China spielte bei dem Gipfeltreffen nur am Rande eine Rolle.

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