Man wird weiter versuchen, das Problem mit komplizierten Ausgleichszahlungen zu umlaufen, aber das Scheitern ist absehbar. In Berlin will man dem Spiel nicht mehr lange zuschauen: Wenn es nicht im Konsens gehe, müsse das Problem eben per Mehrheitsentscheidung geklärt werden, und zwar bald. Für Osteuropäer ist das eine Kampfansage: Wer das mache, raunt einer ihrer Diplomaten, "muss sich der Folgen bewusst sein".
Ebenfalls schon Mitte 2018 erhofft sich Tusk "konkrete Entscheidungen" zur Reform der Währungsunion. Der Euro, der die Gemeinschaft einen sollte, ist zum Spaltpilz des Kontinents geworden. Entsprechend unterschiedlich sind die Vorstellungen, wie die Währungsunion krisenfest gemacht werden kann. Bereits im Dezember sollen die Staats- und Regierungschefs bei einem Euro-Gipfel jene Themen ausloten, über die dann im Sommer entschieden werden soll.
Zwei Punkte haben die größte Chance auf Verwirklichung: die Schaffung eines Europäischen Währungsfonds sowie die Vollendung der Bankenunion. Auch die Frage, ob die komplizierten Kriterien des Stabilitätspakts nicht endlich vereinfacht werden sollen, könnte auf die Agenda kommen. Weil aber auch die neue Regierung in Berlin gegen jede Form der Umverteilung sein dürfte, wird die Debatte über Macrons Idee eines großen Haushalts für die Euro-Zone samt Euro-Finanzminister äußerst schwierig werden.
Beim Gipfel diese Woche wird sich zeigen, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel dem fordernden Macron gegenübertritt. Aus Berlin heißt es, trotz Jamaika-Sondierungsgesprächen gebe es noch immer eine amtierende Bundesregierung, die von Montag an geschäftsführend im Amt sei - und die mit einer "gewissen Zurückhaltung" agieren werde.